Moralistischer Größenwahn

Wenn man wissen möchte, was die privaten “Seenotretter” im Mittelmeer dazu antreibt, wie Schlepperbanden (ohne freilich als Schlepper denunziert werden zu wollen), zu agieren, indem sie als Vertragserfüller die “Geschäftsidee” der nordafrikanischen Schlepperbanden erfüllen und am Leben halten, der findet in dem Essay von Prof. Dr. Maria-Sybilla Lotter, von der Ruhr-Universität Bochum, eine gute philosophische Erklärung. 

Konsequent weiter gedacht könnte aber dieses, im moralistischen Größenwahn begründete Schlepper-Handeln (Seenotretter bringen entsprechend des Seerechts Gerettete nicht auf andere Kontinente sondern in den nächstgelegenen Hafen) heute Ursachen für Unrecht von morgen setzten, wofür diese Leute dann nicht nur gutmenschlich gefühlte Schuld, sondern tatsächlich enorme, eigenverantwortliche Schuld auf sich laden. Denn diese Leute werden nicht müde zu betonen, dass sie “Menschen retten und basta!”, sich für die Folgen ihres seerechtswidrigen Handelns in den Gesellschaften Europas aber nicht verantwortlich fühlten. Welch ein Irrtum! Ein Mensch kann überhaupt nur durch eigenes, selbstverantwortliches Handeln Schuld auf sich laden.

So sitzen sie als schuldige Quasi-Schlepper jetzt in der eigenen Falle, machen sich schuldig an jedem ertrunkenen Flüchtling, der sich im Vertrauen darauf, von den “Seenotrettern” aufgegriffen und nach Europa gebracht zu werden, auf den Weg macht, aber das Pech hat, dass die gerade gar nicht in der Nähe waren. Sie heizen den Migrationsdruck und das massenhafte Ertrinken im Mittelmeer damit nämlich erst richtig an. Diese Leute müssen ein erstaunliches Gewissen mit dicker Hornhautschicht besitzen.

Und sie sitzen schuldig bereits im selben Boot wie Angela Merkel und tragen mit ihr mit die Verantwortung für den Rechtsruck in Deutschland, speziell auch für die AfD in den Parlamenten. Über 70% der Wähler dieser Partei wählen diese nämlich nicht, wegen deren  Programm oder Ziele sondern aus einem Notwehrgedanken heraus, um etablierte Politik zum Umdenken und Handeln zu zwingen. Der Essay ist also unbedingt lesenswert:

ZEITonline 15.08.2018: “Der Wille zur Schuld”

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