Erfreuliche Erfahrung:

Echte Journalisten – es gibt sie noch!

Wenn ich Claus Kleber, Marietta Slomka, Caren Miosga im Fernsehen sehe, schalte ich meistens um. Diese Gattung “Journalisten” hat sich weitgehend vom Ethos der neutralen Berichterstattung verabschiedet.

Ich will nämlich gar nicht wissen, welche Meinung diese Leute zur aktuellen Nachrichtenlage vertreten. Sie sollen mir erzählen, was passiert ist, ohne Wertung, Einordnung, Ironie und zynische Bemerkungen. Das alles kann ich nämlich selbst ganz gut. Und wenn man doch mal meint, eine beispielhafte Meinung präsentieren müssen, dann kann man das mit dem Sendeformat eines – dann auch so zu benennenden – Kommentars. Dann weiß man als Zuschauer, jetzt kommt die Privatmeinung einer einzelnen Person.

Im Nachrichtenblock selbst will ich nichts von “Populisten” (Bewertung), “Hetze” (Bewertung), “Nazis” (Bewertung), “linke” oder “rechte” Chaoten (Bewertung) hören und schon gar nichts von Spekulationen und Vermutungen, wie zu den angeblichen “Hetzjagden” in Chemnitz, von welchen offenbar nur die Journaille aus der Ferne erfuhr, nicht aber die Chemnitzer vor Ort, nicht die Polizei und auch nicht die Staatsanwaltschaft. Ich auch nicht, aber ich war auch nicht in Chemnitz.

Im Nachrichtenblock will ich auch keine Spekulationen darüber hören, ob der von zwei Migranten ermordete Deutsch-Kubaner Daniel H. “es nicht gewollt hätte, dass sein Tod instrumentalisiert wurde und einen derartigen Furor ausgelöst hat”, weil ich davon ausgehe, dass auch Kleber, Slomka, Miosga und Co. nicht die Kunst beherrschen, Tote nach ihrer Meinung zu befragen. Und wenn angebliche Freunde des Getöteten dazu befragt werden, dann sind deren Äußerungen wiederum nur Meinungen und keine Tatsachen, welche deshalb auch nicht in den Nachrichtenblock gehören. Hierfür bieten sich die Formate einer Reportage oder einer Dokumentation an. Ich dachte eigentlich, diese strikte Formattrennung gehöre zu den ehernen Grundlagen des Journalismus-Studiums.

Was Tagesschau, Tagesthemen, heute und heute-Journal heute betreiben, ist inzwischen zur reinen Hofberichterstattung der Regierung im vorauseilenden Gehorsam der übelsten Art verkommen, gefärbt mit einer ganz offenbaren, politischen Agenda der Redaktionen, um das böse Wort Propaganda zu vermeiden. – Ach wie sehr vermisse ich doch Dagmar Berghoff, welche noch die Kunst der nüchtern-neutralen Berichterstattung beherrschte.

Da ist es sehr wohltuend, wenn sich im Dickicht dieser tendenziösen Medien-Kakophonie hie und da ein dezentes Licht ordentlichen Journalismus’, basierend auf Vernunft, zeigt. Und – wie es sich für einen mit Gebühren finanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehört – in einem als Kommentar bezeichneten Beitrag eine wundervoll besonnene, wägende Einordnung der Causa Chemnitz vornimmt.

Cora Stephan, freie Autorin des NDR ist, offenbar noch aus dem ehrenwerten Holz verantwortungsbewusster Journalisten geschnitzt. Ein wohltuend sachlicher Kommentar zur Causa Chemnitz, wie ich finde. Prädikat: unbedingt lesenswert!

NDR.de: Kommentar: Wie weiter nach Chemnitz?

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