Angst um Hab und Gut nimmt Lebensfreude:

Reiche suchen oft vergeblich nach Glück

Autor: Kurt O. Wörl

Dieser Tage befasste sich der STERN mit dem Elend der Reichen und Erfolgreichen. Was zunächst wie ein Witz klang, hat aber durchaus einen sehr realen Hintergrund, der sich mir mehrmals im Leben erschloss. Mein Beruf brachte es zwangsläufig mit sich, dass ich Einblick in alle Gesellschaftsschichten gewann, von den Schönen und Reichen bis zu den Abgehängten, welche in armen Verhältnissen ihr Leben fristen. Denn als Gendarm lernt man schnell: Kriminalität gibt es in allen Gesellschaftsschichten. 

Zur Aufklärung einer Straftat gehört nicht nur die Täterermittlung und der Tatnachweis. Gerichte fällen die Höhe eines Strafmaßes auch danach, welche Umstände zur Delinquenz eines Angeklagten geführt haben. Die Schuld wird vom Gericht jeweils besonders geprüft und es legt erst danach das Strafmaß fest. Hier gilt: Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht das Gleiche. Damit Gerichte die individuelle Schuld auch richtig einschätzen können, haben Polizei und Staatsanwaltschaft auch die Umstände, welche einen Täter zur Tat veranlasste, zu ermitteln.

Es ist da ein Unterschied, ob jemand aus einer Notlage, etwa Hunger, ein Eigentumsdelikt begeht oder nur aus purer Habgier oder aus krankhafter Kleptomanie. Je schwerwiegender die Straftat um so wichtiger ist die Aufklärung der Hintergründe. Das leuchtet bei Tötungsdelikten schnell ein: Wer im Affekt, weil im höchsten Maße provoziert oder bedroht, einen Menschen tötet, wird “nur” wegen Totschlags verurteilt und kann, wenn die Tat in Notwehr erfolgte, sogar als unschuldig freigesprochen werden. Wer jedoch heimtückisch, grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder aus niedrigen Beweggründen, wie Habgier, Befriedigung des Geschlechtstriebes, Mordlust oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet, den erwartet in der Regel eine lebenslängliche Freiheitsstrafe wegen Mordes. Wie wichtig neben der Täterermittlung also auch die Erforschung des Motivs für eine Tat ist, leuchtet schnell ein. 

Deshalb nehmen gerade die Umstände, die zur Tat führten, bei den Beschuldigten- und Zeugenvernehmungen und bei der Sachbeweiserhebung stets einen breiten Raum ein. Und für die ermittelnden Beamten ergibt sich daraus oft ein sehr tiefer Einblick in die jeweils betroffene Gesellschaftsschicht und bisweilen auch in die Abgründe der menschlichen Seele. Jeder Gendarm könnte am Ende seines Berufslebens ganze Buchserien darüber schreiben – und manche tun das ja auch. 

Wenn Reiche und Erfolgreiche oft unglücklicher sind als andere:

Der STERN befasste sich in seinem o.e. Beitrag vor allem mit der Sinnlosigkeit und den Zweifeln, den viele erfolgreiche Menschen – trotz enorm angehäuften Reichtums – in ihrem Leben empfinden. Das erfuhr der Brite Charles Duhigg, ehemaliger Absolvent der renommierten Harvard Business School, eine der Kaderschmieden der Reichen und Erfolgreichen, bei einem Ehemaligen-Treffen 15 Jahre nach seinem Hochschulabschluss. Er war erstaunt, wie viele seiner Kommilitonen zwar erstaunliche Karieren vorweisen konnten, aber todunglücklich im Leben standen. Aber lesen Sie selbst, hier der Link zu dem STERN-Beitrag:

STERN: Hochbezahlt, aber todunglücklich – das Elend der Reichen und Erfolgreichen

 

Doch nicht nur das in dem Artikel beschriebene Gefühl der Sinnlosigkeit trotz hohen Einkommens lässt unzufrieden und unglücklich werden. In den Vernehmungen begegnet uns Gendarmen immer wieder eine fast tragisch zu nennende Unzufriedenheit bei manchen betuchten Menschen, die zumindest materiell nun wirklich keinen Grund zur Klage hätten. Oft hatte ich den Eindruck, dass diese Leute sogar ganz froh darüber waren, dass sie uns als Vernehmenden einmal ungeniert ihren Kummer von der Seele sprechen konnten.

Die nachfolgende Geschichte hat mich vor vielen Jahren so beeindruckt, dass ich sie mir damals in Stichworten aufgeschrieben habe. Ich gebe sie in einer Form wieder, dass daraus keine Rückschlüsse auf reale Personen möglich sind. 

Unglückliches Leben trotz bester Lebensbedingungen

Da war also ein erfolgreicher Manager und Gründer mehrerer Start-Up-Unternehmen. Ein für Frauen sicher attraktiver, sportlicher damals Mitfünziger, der wegen eines Versicherungsbetruges in sechsstelliger Höhe vor uns saß. Er hatte – nachgewiesen – den Diebstahl seiner Luxuslimousine über Mittelsmänner in Auftrag gegeben. Natürlich hätte er sich jederzeit ein neues Fahrzeug kaufen können, ohne auch nur einen Hauch an Einschränkung seines Lebensstils hinnehmen zu müssen. Aber er hat kaufmännisch kalkuliert und die fällige Versicherungssumme war deutlich höher als der Marktpreis, den das Fahrzeug auf dem Gebrauchtwagenmarkt hätte erzielen können. Für die später verhängte Strafe hätte er sich mehrere solcher Karossen kaufen können, aber das schien ihn nicht besonders zu belasten. Belastet hat ihn etwas ganz anderes.

Erreicht hatte er alles, was man sich nur wünschen kann: Eine attraktive Frau, zwei bereits erwachsene Töchter,  eine Villa in bevorzugter Wohnlage, eine Loft in New York, mit Blick auf den Central Park und die Metropolitan Opera, eine hochherrschaftliche Finka auf Mallorca, eine Yacht in Südfrankreich und eine weitere in Skagen (Dänemark). Als Pilot nahm er an Flugrennen teil und ihm stand eine Bombardier-Global als Businessjet jederzeit zur Verfügung, auch für private Vorhaben. Er konnte ein hohes Handicap in Golf vorweisen und eine Mitgliedschaft in einem Serviceclub (Lions oder Rotarier).

Bei der Befragung zu den Hintergründen stellte sich heraus, dass der Mann vor allem von einem gequält wurde: von gähnender Langeweile und Einsamkeit. Er kämpfe mit Depressionen und sei deshalb auch in Behandlung, erzählte er. Sein Job beschränke sich auf wenige ungeliebte Routinetätigkeiten: Morgens ein immer gleich ablaufendes Mitarbeiter-Meeting, das Entgegennehmen der Presselage und wichtiger Börsenbewegungen, das Abarbeiten meist dicker Unterschriftsmappen und danach wird er von seinem Terminkalender durch den Tag gescheucht, wobei seine Sekretärin nicht vergisst, ihm alle zwei Tage auch die nachmittäglichen Termine auf dem Golfplatz gewissenhaft einzutragen. Mehrmals abends ein Geschäftsessen, immer mit reichlich Alkoholgenuss, spätabends kommt er heim, die Ehefrau, von der er vermutet, sie habe sich einem Liebhaber zugewandt, schläft bereits und er weiß, am nächsten Morgen grüßt erneut das Murmeltier und wartet das Hamsterrad.

Meine Frage, was denn bei einem derart privilegierten Leben eine solche Depression und Niedergeschlagenheit auslösen könne, meinte er (sinngemäß):

“Stellen Sie sich vor, Sie haben alles was Sie sich immer an materieller Sicherheit ersehnt haben, erreicht. Sie sind mit allem, was man sich an materiellem Tand leisten kann, ausgestattet. Natürlich kann man, wie viele in unserer Gesellschaftsschicht es tun, einfach immer weiter nach immer mehr gieren und das habe ich ja auch getan. Die Konten füllen sich, aber Sie wissen gar nicht mehr warum und was Sie damit anstellen sollen, weil sie einfach schon alles haben, was sie haben wollten? Ja, sie können noch ein elegantes Haus kaufen, ein Ferienhaus vielleicht auch Oldtimer sammeln, Aktien kaufen oder Kunstwerke. Aber wissen Sie, wenn Sie nicht mehr auf ein Ziel zufiebern, dafür kämpfen und sparen müssen, sondern sich einfach nur noch für oder gegen den Kauf entscheiden müssen, dann stellt sich da keine Vorfreude mehr auf das mehr Neue ein. Es wird so banal und nebensächlich, als wenn man sich ein Stück Seife kauft. Ich habe durchaus einmal so gelebt, wie das mal in einer Werbung als Klischee für Reiche dargestellt wurde, Sie wissen schon ‘Mein Haus, meine Yacht, mein Flugzeug, meine Pferde, mein Dienstmädchen…’ – mit Prahlerei vor anderen habe ich mir die guten Gefühle selbst suggeriert, die ich in Wahrheit längst nicht mehr empfinden konnte. 

Und je mehr Sie sich von dem Tand anschaffen umso einsamer wird es um Sie herum. Sie werden von Neidern umgeben sein und von Leuten, die nur darauf hoffen, Sie öffnen für sie ihr Portemonnaie. Und das sind noch die harmlosen unter jenen, die man niemals Freunde nennen würde. Sie werden von allen Seiten scheinheilig umgarnt, man schmeichelt Ihnen, gibt vor, Sie und Ihren Erfolg zu bewundern und anfangs glaubt man das sogar und kann es gut genießen. Sie werden aber bald feststellen, dass keiner darunter ist, den sie wirklich einen Freund nennen können. Da sind viele darunter, die Sie nur allzu gerne straucheln sehen würden. Vor allem jene, die sich meine Prahlereien einst anhören mussten. Da ist keiner, der Sie nur Ihres Selbst wegen mag und die Zeit mit Ihnen aus Freundschaft verbringen möchte.

Früher hatte ich solche Freunde. Bevor ich meine Karriere begann, hatte ich einen großen Freundeskreis, darunter drei wirklich gute Freunde und einen, mit dem ich fast meine gesamte Freizeit verbrachte. Wir konnten beide gemeinsam schweigend beim Angeln zusammensitzen und hinterher völlig überzeugt sein, dass wir heute das beste jemals geführte Gespräch hatten. Wir waren einfach glücklich und zufrieden, wenn wir zusammen sein konnten, selbst wenn es dafür gar keinen besonderen Anlass gab. – Und Geld hatten wir beide damals noch keines. 

Diese Freunde habe ich irgendwann aus den Augen verloren und sie mich offensichtlich auch. Ich habe keine Ahnung, was jeder von Ihnen heute macht und wo sie leben. Es wurde zwar nie eine Freundschaft formell beendet. Irgendwann dachte ich einfach nicht mehr an sie, habe sie einfach aus meinen Gedanken verloren. Und wenn ich ehrlich bin – auf diesen Gedanken brachte mich auch erst meine Therapeutin – muss ich zugeben, dass ich mich wohl selbst nicht wirklich als Freund haben möchte. Sie fragte mich nämlich ‘Würden Sie jemanden wie Sie zum Freund haben wollen?’ Nein, ich möchte nicht mit jemanden befreundet sein, mit dem ich nur über Hab und Gut und unsere teuren Hobbys reden kann. Smalltalk kann man mit jedem führen. Ich möchte wieder mit jemanden befreundet sein, mit dem ich schweigend beim Angeln Zufriedenheit genießen kann. Solche Freunde findet man in meinen Kreisen aber nicht mehr.”

Soviel Selbsterkenntnis und Reue hatte ich von Menschen seiner Gesellschaftsschicht vorher nur selten erlebt. Üblicherweise versuchen Tatverdächtige, die auf Chefetagen zu Hause sind, polizeiliche Ermittler in selber Weise dominant zu behandeln, wie Sie Anordnungen an ihre Mitarbeiter erteilen. Ich weiß nicht, wie oft ich mir im Berufsleben den Satz “Wissen Sie überhaupt wen vor sich haben und mit wem Sie hier reden?” anhören musste. Meine Antwort war immer dieselbe: “Ja, mit einem Mann, der wegen eines gegen ihn gerichteten Verdachts, eine Straftat begangen zu haben, vor mir sitzt und jetzt dazu verhört wird!” Umso mehr war ich von der Einsichtsfähigkeit dieses Mannes beeindruckt. Ich antwortete, er habe doch Familie, auf die er zählen könne.

“Sie meinen, ich sollte eine Familie haben, auf die ich zählen kann. Wenn Sie seit drei Jahrzehnten geschäftlich viel verreist sind, täglich früh aus dem Haus gehen und abends spät nach Hause kommen, von welchem Familienleben sprechen Sie dann? Die Erziehung meiner Töchter habe ich sorglos meiner Frau überlassen, ein wirklicher Vater war ich den Mädchen nie. Ich war nie auch nur bei Elternabenden in der Schule, ich habe nie mit den Mädchen Spiele gemacht oder auch nur einmal Federball im Freien gespielt. Anfangs haben wir zwar wenigstens an den Wochenenden mit meiner Frau und den Kindern etwas unternommen, aber das war vorbei, als die Kinder in die Pubertät kamen und ihre Wochenenden selbst gestalten wollten. Und wenn die Kinder Probleme hatten, war auch immer nur meine Frau ihre Ansprechpartnerin, eher selten ich. Urlaube gab es, die waren auch toll. Aber viele mussten auch immer wieder für meine geschäftlichen Dinge ausfallen oder abgebrochen werden.

Meine Frau sehe ich kurz morgens – abends, wenn ich nach Hause komme, schläft sie meistens schon. Ich bin mir ziemlich sicher, sie hat einen Liebhaber und ich könnte es ihr nicht einmal verdenken. Denn dafür, dass ich seit drei Jahrzehnten kaum für sie da bin, kommt sie mir doch ziemlich ausgeglichen und verständnisvoll entgegen. Deshalb werde mich auch hüten, sie je danach zu fragen. Das würde nur noch eine weitere belastende Baustelle in meinem Leben aufmachen.

Und die Kinder? Die sind längst aus dem Haus und jede Tochter lebt mit ihrer Familie in einer anderen Weltgegend. Wir sehen uns manchmal über Jahre nicht. Meine Enkel kenne ich nur von Fotos und hie und da von Videoübertragungen per Skype. Ich mache mir da nichts vor, ich selbst habe mein Familienleben meinem Streben nach dem Materiellen und meinen Firmen geopfert. Wenn ich die Zeit mit meinem jetzigen Wissen noch einmal zurückdrehen könnte, ich bin mir sicher, ich würde mein Leben ganz anders gestalten. Vor allem würde ich meiner Familie sehr viel mehr Zeit widmen. Wissen Sie, in meinen Erinnerungen gibt es kein Lachen meiner Kinder, wenn sie übermütig und kein Weinen, wenn sie traurig waren. Ich habe keine Bilder im Kopf, dass sich je eine meiner Töchter an mich geschmiegt hätte und wir einfach die Nähe genossen hätten. Ich weiß nicht, mit welchen Sorgen sie aus der Schule heimkamen und welche Idole sie als Teenager auf Postern verehrt haben. Ich weiß, dass beide Mädchen Klavier und Gitarre gelernt haben, darauf legte meine Frau großen Wert, aber ich habe sie nie spielen hören. Beide Töchter waren gute Sportlerinnen, sie haben Preise gewonnen, aber ich weiß nicht welche, ich habe sie dafür nie gelobt und mich nie mit ihnen freuen können.

Da haben Sie die Gründe, warum man auch in einer privilegierten Situation und obwohl man gesund an Leib und Gliedern ist, durchaus wenig Lebensfreude empfinden kann. Denn damit verbunden ist ja immer auch, dass man sich eingestehen muss, selbst dafür verantwortlich zu sein. Und über das selbstgewählte Los soll man bekanntlich nicht klagen. – Am schmerzhaftesten dabei ist die Erkenntnis, dass man zwar ein materiell sehr gutes, aber letztlich genauso sinnentleertes Leben geführt hat – und nachträglich nur wenig daran ändern kann.” 

Der Mann hatte sich weit geöffnet und war offensichtlich froh, sich das alles von der Seele zu reden. Wir waren nicht aus seinem ungeliebten Umfeld, keine Familienmitglieder, nicht von ihm und er nicht von uns abhängig und wir waren nicht seine Therapeutin, die aus Gesagtem Rückschlüsse ziehen könnte. Für solche Geschichten spielt man auch gerne mal den Abladeplatz für Seelenmüll, zumal ich mich sehr für Menschen interessiere.

Was sagt die Glücksforschung dazu

Im Wechsel halten sich Dänen, Norweger und Finnen bei Umfragen im Rahmen des World-Happiness-Reports für die glücklichsten Menschen auf Erden. Meistens führen die Dänen die Liste an.

Auch wenn sich die Skandinavier regelmäßig für die glücklichsten Menschen auf Erden halten, die wirklich glücklichsten Menschen auf Erden leben in einem kleinen Inselstaat in der Südsee, bestehend aus 83 Einzelinseln und der heißt Vanuatu. Die Inselgruppe liegt östlich von Australien und nördlich von Neuseeland und gehört zu den “Neuen Hebriden”. Und wenn Sie von diesem Inselparadies noch nie gehört haben, kann es durchaus sein, dass die Menschen dort genau deshalb ein so glückliches Leben führen, weil ihre Welt bisher vom Massentourismus verschont blieb.

Über das Warum darf man als Westeuropäer durchaus rätseln, denn Vanuatu ist wahrlich kein reiches Land und wirklich reiche Menschen, abgehoben von den anderen, gibt es dort auch nicht. Und genau das könnte das Geheimnis sein, weil die Menschen dort mit sehr wenig zufrieden sind und weil es dort keine konsumorientierte Gesellschaft gibt und weil es kaum jemanden gibt, an dessen Lebensstil der eigene als mangelhaft erscheinen könnte.

Rund 270.000 Einwohner hat der kleine Inselstaat, es gibt – ähnlich wie in Costa Rica (auch ein glückliches Land) – kein Militär, man tauscht Schweine gegen Hühner, Gemüse gegen Obst und die wenigen Touristen, die es dorthin verschlägt, werden großzügig bewirtet.

Kaum jemand hat einen Fernseher, dafür hat jeder einen eigenen Garten. Autos ergeben auf kleinen Inseln zwar nur wenig Sinn, dennoch gibt es über alle Inseln ein rund 1.000 km langes Straßennetz, mit meist asphaltierten Straßen. Das Land ist eine Republik und demokratisch strukturiert. Als Religionen gib es dort die Presbyterianische Kirche, die Anglikanische Kirche, Siebenten-Tags-Adventisten und etwa zehn Prozent Katholiken. Vielleicht auch macht dort auch dieses glücklich: der Islam, der weltweit für viele blutige Konflikte verantwortlich ist, ist auf Vanuatu überhaupt nicht vertreten.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Vanuatuer ihr Inselparadies erhalten können. An der schlimmsten Krise Vanuatus waren vor 1935 europäische Siedler schuld, die diverse Infektionskrankheiten einschleppten und die Bevölkerung auf 45.000 Einwohner fallen ließ. Kriege und dergleichen kennt das kleine Land nicht.

Wichtig scheint es offenbar für eine glückliche Gesellschaft zu sein, dass die Menschen möglichst auf einem gleichen Lebensstandard leben und sich nicht einige wenige immer mehr unter den Nagel reißen.

Daneben gibt es zahlreiche Studien dazu, was Menschen glücklich macht und was nicht, jede ein bisschen mit differierenden Ergebnissen. In einem sind sich die Studien aber alle einig, und das kann man in einem Satz zusammenfassen:

Glücklichsein macht reich – umgekehrt eher selten

Und in der Tat. Wie sehr das Hab und Gut die Gedanken der Menschen fesselt, ihnen jede Lebensfreude nehmen kann, kann jeder in unserer westlichen Gesellschaft leicht erkunden: Reiche, die eifersüchtig das Zusammengeraffte an sich binden, versuchen, sich um Steuerzahlungen zu drücken und todunglücklich über jeden Steuerbescheid tagelang darüber sinnieren, wie sie wohin am besten ihren Mammon verschieben, um ihn vor dem Zugriff des Fiskus’ zu bewahren. Ein großer Teil der Lebenszeit wird nur dafür aufgewandt, Hab und Gut, den Mammon abzusichern. Und dann nimmt einem all das Zeugs auch noch verbleibende Lebenszeit, um den Nachlass zu regeln, ungeliebte Erben zu neutralisieren und manches Mal lässt sich auch einer dazu hinreißen, Vorerben einfach zu ermorden, um selbst in den Genuss eines Nachlasses zu gelangen.

Wenn man im Schwäbischen davon hört, dass sich eine Familie, besonders Geschwister, gut verstehen, dann folgt vom dem, der das hört, wie das Amen in der Kirche: “Und ? Habet se schon geteilt?”

Oder auf der anderen Seite: viele hohe Lottogewinne haben Menschen, die vorher ein einfaches, beschauliches aber zufriedenes Leben führten, nach dem Gewinn in eine wirtschaftliche Katastrophe geführt. Sie standen am Ende mit riesigen Schulden da. Sie konnten nicht mit dem Neid der Nachbarn umgehen, wussten nicht, wie sie “lange nicht gesehene und plötzlich wieder auftauchende Freunde, die dringend einen Engpass überwinden müssen” abwimmeln sollten. An einen prassenden Lebensstil gewöhnt man sich schnell, bis der Lottogewinn durchgebracht ist – und danach geht es eine Weile auf Kredit so weiter, bis die Bank die Reißleine zieht.

Wie glücklich müssen die Menschen doch auf Vanuatu sein, wo das neueste Smartphone keinerlei Nutzen und auch nicht die Glamour-Welt des Westens nahebringt, man Waren noch tauscht statt Mammon zu horten, wo nicht die Schrecken aus aller Welt auf Bildschirmen in die Wohnzimmer getragen werden und keine Bürokraten vorschreiben, wie man seine Behausung gefälligst zu gestalten hat.

Gut möglich, dass das Geheimnis des Glücks schlicht in Freiheit und Genügsamkeit liegt, Freiheit von Tand, Übermaß und Mammon, Freiheit von Gängelung und der Hatz nach immer mehr. Vielleicht ist so ein glückliches Leben auch nur auf Inseln möglich.

Foto: pixabay Creative Commons CC0 


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