Symbolfoto von Alexa auf Pixabay
Autor: Kurt O. Wörl
Schwabach – Zum Aus für das Alten- und Pflegeheim „Haus am Wehr“ gab es in den letzten Tagen und Wochen eine Reihe von Berichten im Schwabacher Tagblatt und in der Nordbayerischen Zeitung. Zuletzt wurde am 09.11.2024, im Artikel „Wieder mal im Notfall-Modus“, u.a. darauf hingewiesen, dass die Stadt Schwabach als Ersatzträger des Heims „nicht in die Bresche“ springen könnte, weil sie keine Pflegeheime betreiben dürfte.
Dies veranlasste mich zu einem Leserbrief, in dem ich meine Zweifel an dieser Aussage bekundete. Mein Leserbrief wurde allerdings redaktionell etwas überarbeitet abgedruckt, vielleicht nur, um ihn zu straffen/zu kürzen. Leider wurde damit – sicher ungewollt – auch die Konnotation des Textes etwas verschoben. Deshalb hier der Text nochmal im Original:
Leserbrief zum Beitrag „Wieder mal im Notfall-Modus“
In wenigen Tagen habe ich meine 70. Sonnenumrundung beendet, die beste aller Ehefrauen folgt mir mit drei Jahren Abstand. Es ist mithin Zeit, sich vorzubereiten für den Fall, dass wir dereinst zum Pflegefall werden. Da lassen Nachrichten wie jene, dass Pflegeheime schließen müssen, natürlich sehr aufschrecken.
Früher, bis Mitte der 1990er Jahre, lag die Pflege als staatliche Aufgabe in kommunaler Verantwortung. Außergerechnet Minister Norbert Blüm folgte dann dem damaligen Zeitgeist und schuf die sog. „Pflegeselbstverwaltung“. Ihr folgte eine Privatisierungswelle im Pflegeheimbereich ohne Gleichen. Nunmehr musste nicht mehr nur der Aufwand für die Altenpflege und den Erhalt der Gebäude aufgebracht werden, sondern zusätzlich der Unternehmerlohn oder Investorenprofit. Unnötige zusätzliche Kosten für die Pflegebedürftigen, die Pflege- und Sozialhilfekassen.
Eine Mitschuld an dieser Entwicklung trugen dabei zum Teil die Kommunen selbst: Zu oft wurden Überschüsse nicht in den Erhalt und Neubau von Pflegeeinrichtungen oder ins Personal gesteckt, sondern zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet. Viele Heime gerieten in einen erbärmlichen Zustand, zu späte Sanierungen wirkten defizitär, sodass sie schließlich – oft unter Wert – in private Hände gegeben werden mussten. Damit die privaten Betreiber dennoch Rendite erwarten konnten, wurde sehr gerne am schwächsten Glied, am Personal gespart. Wir kennen das Problem fehlender und zu gering bezahlter Pflegekräfte, spätestens seit der Corona-Pandemie, sehr gut.
Nun also muss das „Haus am Wehr“ von heute auf morgen aufgegeben und 57 Bewohner anderweitig untergebracht werden. Man darf gespannt sein, ob das gelingt. Und das war nicht frühzeitig vorhersehbar? Schwer zu glauben, wenn man den Verantwortlichen nicht verantwortungsloses Handeln oder gar Ignoranz vorwerfen will.
Der Autor Ihres Beitrags schrieb, die Stadt könne nicht in die Bresche springen, sie könne und dürfe keine stationäre Pflege betreiben. Das mag nach der Blüm’schen Reform grundsätzlich so sein, indessen kommt die Stadt damit nicht aus der Verantwortung. Alternativ zum Heimbetrieb in kommunaler Trägerschaft hätte die Stadt trotzdem schon lange die Möglichkeit gehabt, sich im Pflegebereich zu engagieren.
Und zwar so: neben den privaten und körperschaftlichen Anbietern und mit Blick auf die Boomer-Generation, hätte man schon vor Jahren eine eigenständig und betriebswirtschaftlich geführte, gemeinnützige GmbH, ggf. mit anderen gemeinnützigen Trägern als Mitgesellschafter, gründen können. Was mit der GeWoBau GmbH Schwabach im Wohnungsbausektor möglich ist, ist auch im Pflegeheimbereich möglich. So eine gGmbH böte der Stadt über diese dann nämlich sehr wohl die Möglichkeit, notfalls doch „in die Bresche zu springen“, sollte einer der Mitgesellschafter aus wirtschaftlichen Gründen aussteigen müssen. Solchermaßen vorgesorgt, könnte dies heute die Rettung für das „Haus am Wehr“ sein.