Gespräche mit Churchill

Ein fiktiver Dialog über den Zustand unserer Demokratie:

Symbolfoto KI-generiert

Autor: Kurt O. Wörl

„Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, mit Ausnahme aller anderen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“ Dieser Satz Winston Churchills ist berühmt geworden. Doch was, wenn der alte Brite noch heute unter uns wäre, mit Blick auf die gegenwärtigen Zustände westlicher Gesellschaften, ihr Bildungswesen, ihren politischen Betrieb, die Debattenkultur, den Umgang mit Autorität und Freiheit?

Die Idee zu diesen fiktiven Gesprächen kam mir als ich zufällig wieder auf das o.g. Zitat von ihm stieß. Churchill hatte die Mängel der Demokratie durchaus erkannt. Er wusste auch, dass sie ständig in Gefahr ist und dauerhafter Pflege und Bewahrung bedarf und er war sich dessen auch bewusst, dass sie die einzige Staatsform ist, die man auf demokratische Weise beseitigen kann. 

Churchill hatte stets den Schalk im Nacken, Ironie und Sarkasmus waren Teil seiner Persönlichkeit. Das verrät uns auch seine nicht minder berühmt gewordene Antwort auf die Frage eines Reporters, wie er, ein passionierter Zigarrenraucher, dem Whisky ebenso zugetan wie dem Champagner, sein hohes Alter erreicht habe. Churchills lakonische Antwort: „No Sports!“ – Solche Gesprächspartner liebe ich! Leider verstarb Churchill 1965 im 91. Lebensjahr. Man kann ihn in der Realität nicht mehr befragen. Aber fiktive Gespräche mit ihm, die kann man sich schon noch zusammenreimen. Ich hab’s versucht, mit ihm in einen ironisch-klugen, wenn auch fiktiven Austausch zu treten.

Und ja, weil mir im wahren Leben Winston Churchill nie begegnet ist, brauchte ich jemanden, der in unserem Dialog ersatzweise die Rolle Churchills – in seinem Duktus – übernahm und auf meine Beiträge reagierte. Die künstliche Intelligenz machte das möglich und hat das ganz gut hinbekommen, finde ich. 

Gespräch 1 – Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform …

Ort: Ein leerer Sitzungssaal in Westminster. Die Stühle sind leer, das Parkett poliert, aber verwaist. Es riecht nach Bohnerwachs und Vergangenheit.

Zeit: Irgendwann zwischen Brexit, Gendergesetz und Haushaltskrise

Ich treffe in Westminster Sir Winston Churchill, gekleidet im Maßanzug, umgeben von einer Wolke Zigarrenrauchs, freundlich lächelnd.

Ich:
„Sir, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Auch wenn Sie offiziell ja seit 1965 nicht mehr auf Interviewanfragen reagieren.“

Churchill:
„Der Tod hat mich nicht von der Pflicht befreit, Unsinn zu widersprechen. Was liegt an?“

Ich:
„Wir leben in einer seltsamen Zeit. Die Menschen zweifeln an der Demokratie. Sie erscheint ihnen kraftlos, zerstritten, langsam. Viele sehnen sich nach starken Führern. Autokratien erleben eine Renaissance. Sir, Sie sagten einst, die Demokratie sei die schlechteste Staatsform. Würden Sie das heute, im Zeitalter von woker Politik, TikTok-Wahlen und Behördenversagen, immer noch sagen?“

Churchill (zündet sich langsam eine Zigarre an):
„Mein lieber Freund, Demokratie war schon immer eine betrunkene Dame. Aber im Gegensatz zu Tyrannen weiß sie wenigstens, wann sie vom Podium torkeln muss.

Es ist der alte Refrain. Immer wenn die Leute merken, dass Freiheit Arbeit macht, träumen sie von der Peitsche. Doch sagen Sie: Wie viele dieser Autokratien haben jemals ein Theaterstück hervorgebracht, das mehr erzählt als ein Regierungsbericht?“

Ich:
„Aber der Bürger ruft heute nicht mehr nach der nächsten Wahl, sondern nach dem nächsten Diktat, das Ordnung schafft. Und sie finden – offenbar verführerische – Vorbilder: China zieht bei Technologie, Infrastruktur und globalem Einfluss an uns vorbei. Und wir diskutieren derweil über Gendersternchen in Gesetzestexten.

Churchill:
„Und er wird das Diktat auch bekommen – nur wird er es nicht mehr abwählen können. Das ist der Preis für Ungeduld mit sich selbst. Wenn das freie Volk anfängt, sich selbst zu langweilen, sucht es Autorität. Nicht, weil der Diktator genial ist – sondern weil Demokratie schlecht inszeniert wird. Ihre Stärke ist nicht Dramatik, sondern Beharrlichkeit. Langweilig wie eine Haushaltssitzung – aber am Ende steht wenigstens kein Konzentrationslager.“

Ich:
„Und was sagen Sie zur Justiz? Immer mehr Bürger empfinden Gerichte als politisch – oder zumindest als Verhinderungsmaschine. ‚Man darf ja nicht mal mehr verbrecherische Migranten abschieben‘, sagen sie.“

Churchill:
„Tja, ein Rechtsstaat ist wie ein Uhrwerk – präzise, aber langsam. Der Mob will das Fallbeil, das Recht will ein Protokoll. Wenn das Vertrauen fehlt, wird selbst das Urteil zur Provokation. Doch: Wer das Recht beschleunigen will, beschleunigt oft nur die Ungerechtigkeit.“

Ich:
„Viele Bürger der westlichen Demokratien, auch in Deutschland, träumen inzwischen vom „Durchregieren“. Von Entschlossenheit. Von klaren Ansagen. Von Politik ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten.“

Churchill (lächelt, den Kopf zur Seite geneigt):
„Die klare Ansage ist oft nur der Vorhof zur klaren Uniform. Man muss fragen: Wollen die Leute wirklich Lösungen – oder wollen sie nur das Gefühl, dass jemand anders Schuld hat? Besonders die Deutschen neigen dazu. Wenn ein Unglück passiert, dann wird nicht zuerst gefragt, wie man es künftig verhindern kann, sondern wer Schuld am Unglück ist. Man will Köpfe rollen sehen.“

Ich:
„Und wenn die Demokratie sich nicht reformiert? Wenn sie sich selbst abschafft – wie Weimar?“

Churchill (lehnt sich zurück):
„Dann offenbart sie ihren paradoxen Charakter. Demokratie ist das einzige System, das es einem gestattet, sie abzuschaffen – legal, unter Applaus, mit Würstchen am Infostand der Parteien. Aber wehe, man will sie zurückholen. Dann muss man dies fast immer mit Blut bezahlen. Ich habe beides erlebt.“

Ich:
„Was würden Sie den heutigen Demokraten raten?“

Churchill:
„Seid ungeduldig mit der Trägheit – aber nicht mit der Freiheit. Und hört auf, eure Wähler erziehen zu wollen wie ein grantiger Schuldirektor. Das Volk will nicht immer recht haben, aber es will ernst genommen werden.“

Ich:
„Und wenn es sich irrlichtert?“

Churchill:
„Dann ist es unser Job als Demokraten, ihm zu antworten – nicht es zu entmündigen. Demokratie ist keine Betriebsanleitung für perfekte Menschen. Sie ist das letzte Bollwerk gegen endgültige Irrtümer.“

Ich:
„Können wir unser Gespräch ein andermal fortsetzen. Sir Winston, ich danke Ihnen. Wollen Sie noch etwas sagen?“ 

Churchill (steht auf, hebt sein Glas Whisky):
„Natürlich können wir uns wiedertreffen, ich bin ja nur fiktiv anwesend. Sie können mich jederzeit wieder manifestieren lassen. Die Gedanken sind frei! Und ja zu Schluss ein Rat: Never waste a good crisis – außer man will beweisen, dass man keine Demokratie, sondern nur Netflix wollte.“

Gespräch 2 – Im Café der schnellen Lösungen

Ort: Modernes Straßencafé, irgendwo zwischen Brüssel und Berlin, WLAN, vegane Brownies. An einem Tisch sitzt Sir Winston Churchill und betrachtet skeptisch einen Chai-Latte im Pappbecher.

Ich trete hinzu, nachdem ich vorher an einem anderen Tisch eine hitzige Diskussion mit einem Mann führte, der sich lautstark für eine Regierung wie in China aussprach.

Ich:
„Sir, ich freue mich, Sie wiederzusehen und dass Sie bereit sind, unser Gespräch fortzusetzen.“

Churchill (verschmitzt):
„Ah, Sie schon wieder. Ich hatte gehofft, mein digitales Erbe bliebe von fortgesetzten Belehrungen verschont. Was haben Sie diesmal?“

Ich:
„Wissen Sie, Sir – manchmal habe ich das Gefühl, die Leute wollen gar keine Demokratie mehr. Sie wollen Amazon Prime, nur für Politik: alles sofort, am besten ohne Rückfrage.“

Churchill:
„Ah, ja. Die berühmte Deliverocracy. Regierung nach dem Motto: ‚Ich hab doch gewählt – wo bleibt die Lösung meiner Probleme?‘ Früher hat man Könige dafür geköpft, dass sie sich als Götter auf Erden sahen. Heute erwarten wir von Politikern genau das – nur eben viel billiger.“

Ich:
„Und wenn sie’s nicht liefern, sind sie ‚abgehoben‘, ‚Volksverräter‘, ‚Systemlinge‘.“

Churchill (nippt an seinem Chai, verzieht das Gesicht):
„Früher brannte der Kaffee wenigstens, wenn er ungenießbar war. Aber gut – der Wähler will keine Erklärungen, sondern Ergebnisse. Und wenn die Demokratie stockt, sieht er sich nach neuen Systemen um, wie ein Gast in einem Pub, dem das Bier nicht mehr schmeckt.“

Ich:
„Und was sagt er dann? ‚In China bauen sie Flughäfen in sechs Wochen! Wir diskutieren zwanzig Jahre über die Anzahl der Fahrradständer und gendern uns die Seele aus dem Leib!’“

Churchill:
„Natürlich. China – das Fitnessstudio für Autokratenphantasien. Schnell, effizient, schweigsam. Aber niemand fragt: Was ist der Preis? In China funktioniert alles – solange man nicht fragt, warum der Nachbar plötzlich verschwunden ist.“

Ich:
„Aber der Westen wirkt zerstritten, unfähig, gelähmt. Die Parteien gleichen Marktschreiern. Der Diskurs: hysterisch. Die Medien: Lagerfeuer für Meinungsblasen. Ist das wirklich besser?“

Churchill:
„Demokratie ist wie Ehe: laut, konfliktreich, voller Missverständnisse – aber die einzige Alternative ist die Diktatur, und die endet meist im Gefängnis. Oder in einem TikTok-Video mit Helmpflicht.“

Ich:
„Ein Großteil der Bevölkerung will endlich „klare Kante“. Warum ist das so gefährlich?“

Churchill:
„Weil ‚klare Kante‘ selten differenziert. Sie ist das Gegenteil von Denken. Wer ‚klare Kante‘ will, bekommt oft nur stumpfe Gewalt. Der starke Mann sagt nicht: ‚Ich höre euch alle.‘ Er sagt: „’Ich brauche euch nicht.'“

Ich:
„Aber Demokratie wirkt heute wie ein müdes Tier. Abgekämpft, überformt, aufgedunsen von Protokollen und Paragraphen.“

Churchill (lehnt sich zurück):
„Demokratie ist kein Tier. Sie ist ein Garten. Man muss ihn pflegen, jäten, hegen – jeden verdammten Tag. Aber wenn man ihn verkommen lässt, wächst da auch wieder was. Nur ist es dann kein Lavendel, sondern Brennnessel in Uniform.“

Ich:
„Sir Winston, was sagen wir den Menschen, die sich im Namen der Demokratie nach ihrer Abschaffung sehnen?“

Churchill (hebt den Becher):
„Wir sagen ihnen: ‚Freiheit bedeutet, sich selbst nicht zu trauen – und trotzdem wählen zu dürfen.‘ Und wenn das zu anstrengend ist – dann gute Nacht, Europa. – Aber bitte mit Stil.“

Ich:
„Sir, wir sind uns einig, Autokratien sind gefährlich. Aber man muss fair bleiben: China hat in zwei Jahrzehnten über 500 Millionen Menschen aus der bittersten Armut geholt. Keine Demokratie hat je etwas Vergleichbares geleistet.“

Churchill (denkt kurz nach):
„Ah, der alte Trick: Effizienz durch Autorität. Aber wenn man einem Menschen Brot gibt, ist das gut. Wenn man ihm Brot gibt und zugleich den Mund zuhält, ist es Politik. China hat beeindruckende Erfolge – in ökonomischen Zahlen. Aber sagen Sie mir: Darf dort einer öffentlich behaupten, dass der Erfolg eine Farce ist?“

Ich:
„Natürlich nicht. Aber sind 500 Millionen volle Mägen nicht auch ein Argument?“

Churchill (nippt nochmals am Becher und schiebt diesen dann angewidert weg):
„Zweifellos. Es ist bewundernswert. Doch stellen Sie sich ein Hospital vor, das mit eiserner Disziplin fünfzig Patienten heilt – und gleichzeitig einen davon versehentlich lebendig einäschert. Wie lautet das Urteil? Fortschritt – oder systemischer Fehler?“

Ich:
„Also lieber Armut in Freiheit als Wohlstand in Unfreiheit?“

Churchill:
„Falsch. Die Wahl ist ein Irrtum. Wir dürfen nicht zwischen Brot und Freiheit entscheiden müssen. Die Aufgabe einer Demokratie ist es, beides zu liefern – langsam vielleicht, aber menschenwürdig. China hat viel erreicht – aber auf Kredit. Nicht finanziell, sondern moralisch. Und irgendwann fordern auch Kredite der Geschichte Zinsen.“

Ich:
„Aber wenn der Westen seine Hausaufgaben nicht macht – dann wird dieser moralische Kredit von vielen gar nicht als Hypothek empfunden. Sondern als Modell.“

Churchill (nickt mit digitalem Seufzen):
„Die Welt liebt Sieger, nicht Fragen. Und solange wir Bürgern nur Predigten liefern, aber keine funktionierende Verwaltung, keine funktionierende Justiz und keine fühlbare Gerechtigkeit – werden sie Chinas Erfolg nicht als Warnung sehen, sondern als Versuchung.“

Ich:
„Was also tun?“

Churchill:
„Die Demokratie muss liefern – nicht nur abstimmen. Sie muss bauen, statt zu betonen. Und sie muss aufhören, Menschen zu erklären, was sie fühlen sollten – und anfangen, sie ernst zu nehmen, wenn sie sagen, dass etwas schiefläuft. Wer das nicht tut, wird durch jene ersetzt, die liefern. Ob sie Diktatoren sind, merkt man meist zu spät – und spricht es noch später aus.“

Ich:
„Sir Winston, darf ich Sie zitieren?“

Churchill:
„Nur wenn Sie dafür sorgen, dass niemand glaubt, ich nutze TikTok.“

Ich:
„Ich danke sehr für das Gespräch, ich werde Ihr digitales Sein, sicher noch öfter herbeirufen.“

Churchill (grinsend):
„So viel zur ewigen Ruhe nach dem Tode. Die Digitalisierung hat mir offenbar ein ewiges Leben beschert. Nun, dann wohl auf bald!“

Gespräch 3 – Big Brother als Verkehrskonzept

Ort: Eine U-Bahnstation, irgendwo zwischen Berlin-Neukölln und Sozialromantik. Sir Winston Churchill sitzt auf einer Bank, ein Butterbrot in der Hand. Im Hintergrund ein junger Mann, der Musik in Konzertlautstärke abspielt, ein anderer raucht und eine junge Frau plärrt in ihr Smartphone, dass sie heute nicht zum Date käme, da sie ihre Tage habe. Ein offenbar Angetrunkener pinkelt ungeniert, aber zielgerichtet gegen einen Betonpfeiler.

Ich (setze mich seufzend neben Churchill und betrachte mir die Szene):
„Sir Winston, ich will nicht unhöflich sein – aber haben Sie nie gedacht, dass ein wenig autoritäre Ordnung dem Gemeinwohl manchmal ganz guttäte?“

Churchill (mustert den Pinkelnden):
„Wenn Ordnung nur bedeutet, dass keiner mehr pinkelt, dann kann auch eine Hundeschule ein Vorbild für den Rechtsstaat sein. Aber ja – ich verstehe Sie. Freiheit fühlt sich weniger edel an, wenn sie mit Uringeruch vermischt ist.“

Ich:
„In China gäbe es das nicht. Da regelt die Gesichtserkennung die Moral. Da steht keiner im Weg – jedenfalls nicht lange. Man muss sich benehmen, sonst verliert man Punkte. Wohnungen, Jobs, Reisefreiheit.“

Churchill:
„Ah, das sogenannte „Social Credit System“. Die Tugend auf Basis eines Punktekontos. Die Dystopie der Aufklärung – endlich effizient.“

Ich:
„Aber wenn über 70 % der Chinesen damit angeblich zufrieden sind?“

Churchill:
„Die meisten Menschen sind mit allem zufrieden – solange sie satt sind, nicht auffallen, das WLAN funktioniert, der Partner bereit zum Sex ist. Zufriedenheit ist kein Maßstab für Freiheit. Ein gut trainierter Hund wedelt auch freudig mit dem Schwanz.“

Ich:
„Aber was ist mit dem Gefühl, dass unsere Gesellschaft zerfällt? Dass Rücksichtslosigkeit, Lärm, Vandalismus, Verrohung zunehmen – und niemand einschreitet?“

Churchill (ernst):
„Sie sprechen von einem Versagen nicht der Freiheit – sondern ihrer Verteidiger. Die Demokratie hat sich an das Falsche gewöhnt: Toleranz mit Gleichgültigkeit zu verwechseln. Ein Staat, der alles erlaubt, aber nichts schützt, wird nicht als frei empfunden – sondern als schwach.“

Ich:
„Also brauchen wir mehr Durchsetzung – aber ohne gleich autoritär zu werden?“

Churchill:
„Exakt. Ein demokratischer Rechtsstaat darf durchsetzungsfähig sein – er muss es sogar. Aber nicht blind, sondern gerecht. Nicht flächendeckend, sondern zielgerichtet. Nicht algorithmisch, sondern menschlich.“

Ich:
„Und wie, bitteschön, erreicht man das? Die Polizei darf nicht, die Gerichte dauern, der Sozialarbeiter ist überfordert und die Lokalpolitik mit gendergerechtem Fahrradwegekataster beschäftigt.“

Churchill (schnaubt):
„Dann haben wir ein Verwaltungsproblem, kein Gesellschaftsproblem. Man kann Ordnung ohne Tyrannei schaffen – wenn man es will. Aber wer sich aus Angst vor autoritärer Härte in die Anarchie rettet, wird beide bekommen: Chaos und Repression. Er wird betteln um Zucht – und bekommen: Zensur.“

Ich:
„Was würden Sie sagen, wenn morgen in Europa das Social Credit System eingeführt würde?“

Churchill:
„Ich würde mein Konto sofort mit Whiskey, Zigarren, Ironie und Redefreiheit überziehen. Und dann, mein Freund, würde ich mir Punktabzug holen – mit Stolz.“

Ich:
„Wahrscheinlich haben Sie recht. – Meine U-Bahn kommt, ich muss los. Ich möchte nächstes Mal mit Ihnen über Bildung und Erziehung plaudern, wäre das in Ordnung?“ 

Churchill:
„Wahrlich ein weites Feld, aber gewiss doch. Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt, aber halten Sie sich besser die Nase zu in der U-Bahn. Bis bald!“

Gespräch 3 – Humboldtsches Bildundsideal vs. Sojamilchpädagogik

Ort: Eine deutsche Gesamtschule. Im Lehrerzimmer hängen Regenbogenposter, Diversitätsflyer und ein Schild mit der Aufschrift „Bitte gendersensibel formulieren“. Sir Winston Churchill sitzt am runden Tisch, ein altes Gymnasialzeugnis von 1903 in der Hand. Neben ihm: Bio-Apfelstücke und ein Ordner mit der Aufschrift „Inklusionsbeauftragte Genderkoordination – Bezirk Südwest“.

Ich:
„Sir Winston, ich komme direkt aus dem Datenfriedhof der OECD. Unsere PISA-Ergebnisse sind ein Desaster. Wir sind nicht mehr das Volk der Dichter und Denker – sondern zum Volk der Legatheniker und Schulabbrecher mit Laktoseintoleranz verkommen. Was ist nur passiert?“

Churchill (hebt eine Augenbraue):
„Nun ja – wenn man jahrzehntelang das Kind nicht mehr mit Wissen belästigt, sondern mit Selbstgefühl bestreichelt, dann darf man sich nicht wundern, wenn es später nicht die „Zauberflöte“ kennt, sondern nur noch den Klingelton. Was hat man bei Ihnen eigentlich aus Humboldt gemacht?“

Ich:
„Man hat ihn durch ein Kompetenzraster ersetzt, das weder Wissen verlangt noch Bildung voraussetzt – nur noch „emotionale Teilhabe“ und „Lernbegleitung“. Der Lehrer ist zum Moderator degeneriert, das Klassenzimmer zur Wohlfühlzone mit ergonomischer Toleranzbeleuchtung.“

Churchill:
„Wohl gesprochen. Früher war Schule ein Ort, an dem man das Denken lernte. Heute lernt man, das Denken zu vermeiden – um niemanden zu triggern.“

Ich:
„Und wehe, man spricht von Leistungsunterschieden. Dann ist man elitär, diskriminierend oder „bildungsbürgerlich“ – was inzwischen fast schon als Schimpfwort gilt.“

Churchill:
„Wie wunderbar! Der Begriff „Bildung“ ist zur sozialen Kampfansage geworden. Ich schlage vor, wir führen auch für Chirurgen „Teilhabezertifikate“ ein – dann darf jeder mal am offenen Herzen üben.“

Ich:
„Der Lehrermangel ist dramatisch. Fachkräfte fehlen. Abiturienten können keine Sätze mehr schreiben, die länger als zehn Wörter sind. Aber Hauptsache, sie können ein „Awareness-Protokoll“ führen.“

Churchill:
„Das ist ja gerade das Problem. Man verwechselt Toleranz mit Beliebigkeit. Und Mitgefühl mit Urteilsverzicht. Wenn man alle Anstrengung abschafft, um niemanden zu kränken, bleibt am Ende auch keiner mehr übrig, der eine Brücke bauen, ein Gedicht verstehen oder ein Urteil fällen kann.“

Ich:
„Und dann wundert man sich, dass in Demokratien die Bürger nicht mehr mitreden können – weil ihnen die Sprache fehlt, das Wissen, die Urteilskraft. Kein Wunder, dass dann einfache Parolen ziehen.“

Churchill (nickt ernst):
„Wer Bildung vernachlässigt, öffnet der Demagogie die Tür. Und wer die Sprache veröden lässt, raubt dem Denken das Werkzeug. Das ist kein kulturelles Versäumnis – das ist ein zivilisatorischer Suizid auf Raten. Verpackt in Methodenkarten.“

Ich:
„Und wenn ich das öffentlich sage, werde ich als rückwärtsgewandt beschimpft – oder als alter weißer Mann, selbst wenn ich eine Frau wäre.“

Churchill:
„Dann gratuliere ich zur postmodernen Metaphysik. Früher sagte man: ‚Cogito, ergo sum.‘ Heute heißt es: ‚Ich fühle mich qualifiziert – also bin ich pädagogisch wirksam.’“

Ich:
„Was würden Sie tun?“

Churchill:
„Dreierlei: 1. Die Schulen entrümpeln, 2. den Lehrern Rückgrat geben statt Reflexionsbögen und 3. das Bildungsideal wieder einführen, bei dem Wissen nicht elitär ist – sondern der einzige Schutz vor geistiger Versklavung.“ 

Ich:
„Sie meinen… Humboldt reloaded?“

Churchill:
„Ja. Aber mit WLAN – und ohne Gendersprache in den Matheaufgaben.“

Ich:
„Neulich schaltete ich den Fernseher ein. Es lief die Tagesschau, allerdings nicht so wie ich sie kenne. Die Sprecherin sprach stakkatoartig die Worte: ‚Heute war in Berlin ein wichtiges Treffen. – Menschen haben dort geredet. – Es ging um Politik. Politik ist, wenn Leute über Regeln reden.“

Churchill (verzieht das Gesicht):
„Sagen Sie mal – hat man Ihnen den Ton verlangsamt oder den Verstand abgestellt?“

Ich:
„Das sind Nachrichten in einfacher Sprache. Für Menschen mit Lernschwierigkeiten, Sprachproblemen, Bildungslücken.“

Churchill:
„Dann bin ich erleichtert. Ich dachte, das sei schon die Zusammenfassung für den Bundestag.“

Ich:
„Die Idee ist, niemanden auszuschließen.“

Churchill:
„Wirklich? In Wahrheit schließt man fast alle aus – nämlich die, die denken wollen. Das ist keine Inklusion, das ist Infantilisierung mit dramaturgischer Parkscheinpflicht.“

Ich:
„Man sagt: ‚Sprache darf nicht ausgrenzen.'“

Churchill:
„Sprache muss ausgrenzen – das ist ihr Wesen! Sie unterscheidet zwischen exakt und ungefähr, zwischen Argument und Geräusch, zwischen ‚Ich denke‘ und ‚Ich finde das jetzt doof‘.“

Ich:
„Aber viele kommen nicht mehr mit, wenn ein Politiker drei Nebensätze hintereinander sagt.“

Churchill:
„Dann liegt das Problem nicht beim Nebensatz – sondern beim Schulsystem. Es ist, als würde man Ärzten die Anatomie verbieten, weil sie Patienten überfordern könnte.“

Ich:
„Aber ist einfache Sprache nicht ein Akt der Gerechtigkeit?“

Churchill:
„Nein. Sie ist ein Denk-Korsett mit Gummizug. Sie passt jedem, formt aber keinen. Man lobt sie als barrierefrei – dabei ist sie ideenfrei. Sie behandelt Bürger wie Kunden eines betreuten Wohnens mit optionalem Wahlrecht.“

Ich:
„Ich fühle mich oft wie im Kindergarten – nur ohne Bauklötze, aber mit Deutschlandfunk.“

Churchill (lacht):
„Früher sagte man: ‚Der Mensch ist ein denkendes Tier.‘ Heute sagt man: ‚Der Mensch ist ein zu überforderndes Tier – also sprich ihm langsam zu.‘ Wir leben in einer Epoche, in der man lieber den Gedanken flachlegt als das Bildungsniveau hebt.“

Ich:
„Das Unangenehme dabei ist: Wer dagegen protestiert, gilt als arrogant – oder als elitär. Als wollte man sich über die Schwachen erheben.“

Churchill:
„Ach was! Es ist nicht arrogant, einem Menschen zuzutrauen, dass er mehr kann. Arrogant ist es, ihm zu unterstellen, dass er weniger verdient.“

Ich:
„Also was tun?“

Churchill:
„Erstens: Aufhören, Denken zur Zumutung zu erklären. Zweitens: Bildung so gestalten, dass Menschen wieder zu komplexer Sprache vordringen können – nicht umgekehrt. Und drittens: Wer glaubt, Demokratie könne auf Twitter-Niveau funktionieren, hat sie nicht verstanden, sondern gestutzt.“

Ich:
„Aber vielleicht ist das alles nur der Anfang…“

Churchill:
„Korrekt. Der Anfang vom Ende beginnt immer dann, wenn die Wörter kürzer werden als die Gedanken, die man bräuchte, um sie zu verstehen.“

Ich:
„Na Bravo… aber das ist noch nicht alles. Neulich beim Elternabend. Wir trafen den Lehrer in einem modernen Klassenzimmer. An der Wand ein Poster mit der Aufschrift ‚Alle sind gleich wichtig!‘ Daneben eine Weltkarte in Regenbogenfarben, auf dem Tisch Tablets, ein Schälchen mit Traubenzucker für ’stressfreie Lernatmosphäre‘ und ein dicker Ordner mit der Aufschrift ‚Individuelle Lernförderpläne im Rahmen der integrativen Kompetenzdiversifikation‘. – Willkommen in der Schule des Jahres 2025. Hier lernt jeder nach seinem Tempo – und am Ende haben trotzdem alle bestanden – oder wurden zumindest nicht gekränkt.“

Churchill:
„Ah, ich verstehe. Die Schule ist jetzt ein Wellnesszentrum mit Stundenplan.“

Ich:
„Inklusion ist das neue Zauberwort. Alle Kinder – mit oder ohne Förderbedarf – lernen gemeinsam. Es soll keine Förderschulen mehr geben. Jeder ist besonders – also ist niemand besonders.“

Churchill:
„Ein faszinierendes Prinzip: Wenn einer keine Beine hat und der andere Marathon läuft – dann machen wir eben gemeinsames Liegeradfahren. Niemand bleibt zurück – alle bleiben stehen.“

Ich:
„Und wer an Legasthenie leidet, bekommt in Deutsch trotzdem eine gute Note – der sogenannte Nachteilsausgleich. Die Note sagt dann nicht mehr, was jemand kann – sondern wofür er nichts kann.“

Churchill:
„Dann ist die Note nur noch ein Trostpreis mit Unterschrift. Sie misst nicht mehr Leistung – sondern Befindlichkeit. Ein Thermometer, das aus Rücksicht auf den Patienten keine Fieber mehr anzeigt.“

Ich:
„Aber wehe, ein Kind ist begabt, wissbegierig, leistungsstark – dann heißt es schnell: ‚Streber‘, ‚Egoist‘ ‚überambitioniert‘. Leistung wird zur unerwünschten sozialen Abweichung.“

Churchill (schnaubt):
„Früher strebte man nach Höherem. Heute entschuldigt man sich dafür. Wer über das Mittelmaß hinausragt, muss sich ducken – um nicht als elitär zu gelten. Das ist nicht Inklusion – das ist Gleichmacherei in Tarnkleidung.“

Ich:
„Und wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf Privatschulen. Dort herrscht plötzlich das, was früher normal war: Disziplin, Stoffvermittlung, Leistungsorientierung. Der Rest bleibt zurück – oft mit Sprachproblemen und ohne Hausaufgabenheft.“

Churchill:
„Die Bildungsrepublik wird zur Apartheidzone. Ein Teil rettet sich in geschützte Lernbiotope – der andere bleibt im ideologischen Brennpunkt zurück. Statt sozialer Gerechtigkeit gibt es stille Flucht durch Schulwahl.“

Ich:
„Und das alles im Namen der Gerechtigkeit. Dabei werden Kinder mit hohem Potenzial abgehängt – nicht, weil sie versagen, sondern weil man sie nicht fördern will, um die anderen nicht zu ‚überfordern‘.

Churchill:
„Dann sind wir beim Endstadium der pädagogischen Selbstaufgabe: Man schützt Schwache nicht mehr durch Förderung, sondern durch Verhinderung von Stärkeren. Eine Gesellschaft, die ihre Besten ausbremst, um ihre Schwächsten nicht zu kränken, wird beides verlieren: ihre Spitzen – und ihren Rückhalt.“

Ich:
„Und was sagen wir den Kindern, die mehr wollen – und weniger dürfen?“

Churchill:
„Wir sagen ihnen: Bleibt wach. Bleibt wissbegierig. Lasst euch nicht sedieren vom Geist der Mittelmäßigkeit. Denn die Gesellschaft wird euch brauchen – spätestens dann, wenn sie merkt, dass Wohlfühlen kein Ersatz für Können ist.“

Ich:
„Und den Lehrern?“

Churchill:
„Gebt ihnen wieder das Recht, zu fordern. Nicht um zu diskriminieren, sondern um zu erziehen.

Bildung ist nicht das Recht, Fehler zu machen – sondern die Chance, daraus zu lernen.“

Ich:
„Sir Winston, willkommen in der Schule 2.0. Heute basteln wir ein Plakat über unsere Lieblingsgefühle beim Träumen von nachhaltigem Zusammenleben.“

Churchill:
„Also, früher hat man Kindern beigebracht, wie die Französische Revolution funktionierte – heute basteln sie lieber ein Mandala zur Gewaltfreiheit. Was kommt als Nächstes? Diktatfreie Diktaturkunde?“

Ich:
„Die Schule soll heute ‚Lebensraum‘ sein. Nicht ‚Bildungsinstitution‘, sondern ein Ort, an dem man sich angenommen fühlt – auch wenn man nichts weiß. Hauptsache, man ist ‚aktiv dabei‘.“

Churchill:
„Ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen – und niemand weiterkommt. Ein pädagogischer Streichelzoo mit optionalem Alphabet. Und was passiert mit den Kindern, die nicht ‚aktiv dabei‘ sein wollen, sondern einfach nur etwas lernen möchten?“

Ich:
„Sie werden freundlich zur Gruppendynamik gezwungen. Denn in Projektwochen geht es nicht um Erkenntnis – sondern um „soziales Miteinander im Lernprozess“. Ob einer weiß, wie eine Parabel funktioniert, ist egal – Hauptsache, er kann im Team ein Poster malen.“

Churchill:
„Früher war Schule eine Vorbereitung auf das Leben. Heute ist sie eine Simulation des Freizeitparks – mit inkludierter Emotionspädagogik. Man lernt nicht mehr, wie man denkt – sondern, dass man nichts fühlt, was jemand stören könnte.“

Ich:
„Und warum wehrt sich niemand? Warum sagen Lehrer, Eltern, Politiker nicht einfach: ‚So geht’s nicht weiter‘?“

Churchill:
„Weil man das Scheitern als ungerecht verkauft hat. Weil man Bildung mit Betreuung verwechselt – und dabei vergessen hat, dass Wissen nicht ‚passiert‘, sondern vermittelt und erarbeitet wird. Die Schule ist heute ein Ort, an dem man den Verstand nicht mehr bildet, sondern schützt – vor Anstrengung, Tiefe und Diskriminierung durch Fakten.“

Ich:
„Aber wir haben doch Ganztagsschulen, Smartboards, Schulsozialarbeiter, Achtsamkeitstraining…“

Churchill (unterbricht):
„Sie haben alles – außer Bildung. Die Gebäude sind voll, die Hirne leer, die Tablets aufgeladen, die Inhalte entleert. Der Bildungsbegriff wurde nachhaltig recycled – und durch Bastelglück ersetzt.“

Ich:
„Und was, wenn ein Schüler das alles durchschaut? Wenn er fragt: ‚Warum lerne ich nichts?'“

Churchill (mit finsterer Miene):
„Dann wird ein Elterngespräch geführt. Und am Ende bastelt der Schüler ein „Versteh-Mich-Plakat“ über seinen eigenen Lernprozess – damit er sich nicht mehr fragt, warum er nichts lernt, sondern wie schön es ist, dabei nicht allein zu sein.“

Ich:
„Und wie retten wir das?“

Churchill:
„Indem wir Schule wieder zu dem machen, was sie sein sollte: Ein Ort, an dem Wissen keine Bedrohung ist, sondern ein Schatz. An dem Kinder fordern dürfen – und Lehrer lehren. An dem Bildung nicht im Wohlfühlen endet – sondern im Können beginnt.“

Ich:
„Wenn Sie unsere bisher geführten Gespräche über Demokratie und Bildung zusammenfassen, was empfehlen Sie, wie wir unser Verständnis für Demokratie und die Bildung wieder auf brauchbare Level heben können?“

Churchill (kurz überlegend):
„Ich will es in sieben Gebote formulieren:

Bildung ist kein Sozialpflaster, sondern eine Zumutung mit Sinn.

Wir müssen wieder lehren, dass der Mensch nicht geboren wird, um sich wohlzufühlen, sondern um zu lernen, zu denken, zu irren, zu verstehen. Wer nur betreut, aber nicht bildet, züchtet keine mündigen Bürger – sondern wahlberechtigte Konsumenten.

Die Schule ist kein Therapiezentrum. Wer lernen will, muss auch scheitern dürfen.

Inklusion heißt nicht Nivellierung. Jedes Kind verdient Würde – aber auch Anspruch. Wer aus Angst vor Kränkung die Leistung abschafft, verletzt die Talente – und verrät die Schwächeren doppelt.

Sprache ist das Schwert der Demokratie.
Verblödung beginnt, wenn sie stumpf gemacht wird.

Wer erwachsenen Bürgern Nachrichten in Vorschulsprache vorliest, glaubt insgeheim, sie seien unmündig. Demokratie lebt nicht von einfacher Sprache, sondern von verständlicher Tiefe.

Die Justiz muss erklären, nicht verschleiern.

Wenn Recht gesprochen wird, muss es auch verstanden werden. Der Bürger, der die richterliche Aufhebung eines Abschiebungsbescheids nicht nachvollziehen kann, hält den Rechtsstaat für einen Trick. Und dann kommt der Populist – mit einfachen Antworten und falscher Macht.

Die Politik muss wieder führen – nicht moderieren.

Ein Politiker, der nur an Umfragen klebt, ist kein Diener des Volkes, sondern ein Knecht der Tagesstimmung. Demokratie braucht Mut zur Führung – und Rückgrat, auch mal gegen den Wind zu stehen.

Medien sind kein Erziehungsapparat. Sie sollen aufklären, nicht umerziehen.

Wer den Bürger belehren will, verliert ihn. Wer ihn informiert, gewinnt ihn. Die Presse ist nicht der Pate der Moral – sie ist der Wächter der Wahrheit. Aber sie muss den Unterschied zwischen Meinung und Information kennen.

Demokratie braucht Eliten – aber nicht die eingebildeten, sondern die gebildeten.

Wir müssen aufhören, Bildung zu verdächtigen. Intelligenz ist keine Zumutung. Wir brauchen neue Bildungsaufsteiger – nicht Bildungsabsteiger mit PR-Strategie.

Das Fazit unserer Gespräche fasse ich so zusammen:

Demokratie ist kein Zirkus – sie ist ein mühseliges Geschäft mit hohen Idealen und niedrigem Ertrag. Aber jede Alternative endet in Ruinen. Wenn wir also nicht wollen, dass die Geschichte sich wiederholt – diesmal in smarter, digitaler Verpackung –, dann müssen wir die Schule wieder zum Haus des Verstands machen und die Demokratie zum Ort des Erwachens – nicht des Einschläferns.“

Ich:
„Lieber Sir Winston, Sie mögen längst aus der Zeit gefallen sein, aber nicht aus der Gültigkeit. Ihre Worte – scharf wie Ihre Zigarre, schwer wie Ihr Whisky – haben in diesen Gesprächen mehr Licht gespendet als so mancher Leuchtkörper moderner Debattenkultur. Sie haben mich nicht geschont, aber auch nicht aufgegeben. Und genau darin liegt Ihre Größe: Sie waren nie ein Schönredner, sondern ein Schonungsloser mit Herz für das Menschliche und Mut zum Unbequemen. Möge Ihr Geist weiter durch die Flure der Demokratie wehen – als Erinnerung daran, dass Denken kein Luxus, sondern eine Überlebenskunst ist.“


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