Unmöglich! – Der NDR im Cancel-Fieber

Julia Ruhs brachte dreimal Klarheit, der NDR garantiert Nebelalarm

Unmöglich! – Der NDR im Cancel-Fieber

Symbolfoto von Kathleen Bergmann auf Pixabay

Autor: Kurt O. Wörl

Wenn ein Magazin den Namen „KLAR“ trägt, ist beim NDR Nebelalarm garantiert. Julia Ruhs durfte dreimal die Leuchte der Fakten einschalten – bis 250 Kollegen den Sicherungskasten demolierten. Während man beim BR entspannt weiter am Weißbier nippt, verfällt der NDR in Cancel-Hysterie und erklärt bürgerliche Stimmen zu „ein bisschen rechtsextrem“.

Dieser kleine satirische Streifzug blickt auf ein Funkhaus, das Vielfalt predigt, Monokultur lebt und dabei vergisst, dass Gebührenzahler keine Umerziehung, sondern ideologiefreie Ausgewogenheit bestellt haben. Zwischen Loriot, Hanns-Joachim Friedrichs und einem bellenden Watchdog entfaltet sich die Farce vom Rundfunk, der sich selbst demontiert. Ein Verhalten, das nur ein Etikett verdient: unmöglich!

Prolog – Ein Riese namens NDR – und eine Frau mit klarer Stimme

Es war einmal, in einem gar nicht so fernen Reich der Rundfunkanstalten, da lebte ein Medienriese namens NDR. Dieser Riese war eigentlich dazu bestimmt, das Volk zu informieren, zu bilden und ab und an auch zu erheitern. Stattdessen hatte er sich angewöhnt, morgens die Grünen zu grüßen, mittags den Roten zu huldigen und abends den Regenbogen über die eigene Kantine zu hängen. So weit, so bunt. Doch dann kam eine Frau, die wagte es, bürgerlich-konservativ zu klingen, Fakten trocken zu präsentieren und mit unverschämter Ruhe an die Existenz einer Mehrheit zu erinnern, die nicht ausschließlich Soja-Cappuccino trinkt. Ihr Name: Julia Ruhs.

Ruhs hatte die Aufgabe übernommen, ein Magazin namens „KLAR“ zu moderieren. Schon der Titel war ein Affront! „KLAR“ – als wollte da jemand Nebel lichten, Schleier zerreißen, Märchen enttarnen. Skandalös! Man hätte die Sendung besser „Wolkig“ genannt, dann hätte niemand Anstoß genommen. Denn Wolken sind weich, formbar, ziehen vorbei – so wie die Haltungen vieler Funktionäre im öffentlich-rechtlichen Kosmos.

Drei Sendungen lang durfte Ruhs das Format führen. Drei Sendungen, in denen man wagte, links-grüne Lebenslügen mit der Taschenlampe der Realität zu beleuchten. Es war fast wie in einem Loriot-Sketch: Kaum jemand im Publikum fühlte sich beleidigt, die Fakten standen kerzengerade im Raum, und doch, hinter den Kulissen, tobte der Aufstand. Rund 250 Mitarbeiter des NDR unterschrieben – man nennt das heute „Unterschriftenliste“, früher hieß es Blockwartprotokoll. Wo früher der Pranger auf dem Marktplatz stand, reicht heute ein Zettel im Funkhaus.

Einige der wackeren Rebellen erkannten in dem Magazin bereits den Einzug der Dunkelheit. „Ein bisschen rechtsextrem“, murmelte eine prominente Kollegin, als ginge es um die Dosierung von Senf auf der Bratwurst. Natürlich ruderte der Sender später zurück, aber da war das Empörungsschiff schon ausgelaufen, mit vollen Segeln und starker Schlagseite.

Man muss sich das vorstellen: Eine Redaktion, die in ihrer eigenen Umfrage einen links-grünen Selbstbefund unter ihren Volontären von über 90 Prozent attestiert, entdeckt plötzlich den braunen Schimmer im bürgerlichen Kontrastprogramm. 

Der Norden hyperventiliert, der Süden nippt am Weißbier

Besonders pikant ist, dass der NDR für das Magazin gar nicht allein verantwortlich zeichnet. Im fernen Bayern, wo man Gelassenheit in Lederhosen beim Leberkäs-Genuss lebt, blieb man beim BR gelassen. „Ach, die Ruhs? Die soll ruhig weitermachen, passt scho.“ Während also im Norden hysterisch die Zensurkeule geschwungen wurde, nickte man im Süden nur und schenkte beim Weißbier nach. Es war, als hätte man ein Ehepaar beim Ehestreit beobachtet: Er wirft den Koffer aus dem Fenster, sie stellt sich daneben und fragt: „Sehen wir uns morgen früh zum Frühstück?“

Die Öffentlichkeit sieht zu – staunt und denkt sich: „unmöglich!“. Kommentatoren der FAZ schüttelten den Kopf über das „bizarr“ genannte Theater, der Tagesspiegel erinnerte daran, dass auch bürgerliche Weltbilder zum Programmauftrag gehören, und im Cicero sah man gar eine „Intrige“ am Werk. Selbst der Deutschlandfunk, sonst in den harmonisch-woken Reigen der Anstalten gut eingebettet, sprach von einem „kommunikativen Desaster“. Man muss schon einiges falsch machen, wenn ausgerechnet der Deutschlandfunk sich kritisch zu ideologiegetriebenen Verirrungen meldet.

Währenddessen blieb das Publikum erstaunlich unaufgeregt. Man hatte „KLAR“ gesehen, man hatte verstanden. Viele Zuschauer fanden die Sendung sogar informativ und gelungen – ein Wort, das in Funkhäusern mittlerweile als Synonym für Gefährdung der innerbetrieblichen Ordnung gilt. „Gelungen? Das darf nicht sein!“ – und schon flatterte der nächste Zettel durch die Redaktionsflure: Vorschlag zur Absetzung, unterzeichnet von denen, die noch nie eine Quote von Bedeutung erreicht haben.

Die eigentliche Satire: Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich per Staatsvertrag zur Ausgewogenheit verpflichtet, kämpft mit Zähnen und Klauen gegen das, was er doch eigentlich garantieren müsste – Vielfalt. Stattdessen pflegt man eine Art journalistischen Monokultur-Weinberg, in dem nur eine Rebsorte geduldet ist: der links-grüne Riesling. Alles andere gilt als Unkraut. Und wehe, jemand versucht, einen milden Spätburgunder anzupflanzen. Man weiß schon länger: Im Weinkeller der ARD gibt es zwar viele Flaschen – aber nur eine Rebsorte.

Cancel Culture: Pädagogik mit Gebührenquittung

Nun könnte man einwenden: „Ach, das ist doch nur eine Personalie, ein Sturm im Wasserglas!“ Doch wer genauer hinsieht, erkennt den Elefanten im Sendehaus. Denn was hier passierte, ist kein Einzelfall. Es ist ein Muster. Schon lange wird auf Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern mit Empfindlichkeit reagiert. Mal streicht man ein Lied, weil es angeblich nicht mehr zeitgemäß sei. Mal zensiert man eine Karikatur, weil sie nicht woke genug ist. Und mal entfernt man eine Moderatorin, weil sie konservativ wirkt – was im Jahr 2025 schlimmer als Steuerhinterziehung ist.

Es ist die Logik der Cancel Culture, die hier wieder einmal eine Bühne gefunden hat. Nur mit dem Unterschied, dass diese Bühne von Milliarden Euro Gebühren errichtet wurde – mehrheitlich von jenen Bürgern, deren Sichtweise man so ungern auf dem Bildschirm sehen möchte. Es ist, als ob der Bäcker zwar von Ihrem Brötcheneinkauf lebt, Ihnen aber den Zutritt zur Theke verweigert, weil er Ihre Frisur für unmöglich hält.

Die Frage stellt sich: Was tun? Die einen fordern Gebührendeckel, andere wollen gleich den ganzen Rundfunk reformieren. Politiker reisen plötzlich nicht mehr zum NDR, sondern lieber zur Lesung von Julia Ruhs – ein symbolischer Affront, wie er deutlicher kaum sein könnte. Und die Zuschauer? Die schalten ab, zahlen aber weiter. Zwangsabgabe trifft auf Zwangsmeinung – ein doppelter Griff ins Portemonnaie.

Ein Hund für den Rundfunk – die Watchdog-Idee

Mein Positionspapier, mit dem Titel „Einen Watch Dog für den ÖRR“, welch wunderbare Ironie, steckt schon in diesem Bild: Ein Wachhund, der über die Hütehunde im Elfenbeinturm NDR wacht. Denn der NDR, so scheint es, gleicht weniger einem Wächter der Demokratie, als vielmehr einem Schoßhündchen, das brav wedelt, solange man ihm ein Bio-Leckerli hinhält. 

Man stelle sich dieses Tier bildlich vor: Ein Watchdog, der beim kleinsten Anzeichen von Schlagseite knurrt – und notfalls im Intendantenbüro ein Eck vom Gästesofa markiert. 

Die Idee, einen solchen Aufpasser einzuführen, wirkt in Zeiten wie diesen fast zwingend. Dabei wäre sie nur eine logische Ergänzung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk liebt doch Aufsichtsgremien, Rundfunkräte, Ethikkommissionen und Programmbeschwerdeausschüsse. Warum nicht ein Gremium, das wirklich kritisch hinschaut und interveniert? Es könnte die teuren aber wirkungslosen Rundfunkräte sogar überflüssig machen.

Ehekrise im Funkhaus

Währenddessen vollzieht sich der eigentliche Skandal in aller Öffentlichkeit: Julia Ruhs darf beim BR weitermachen, beim NDR hingegen nicht. Die einen sehen in ihr eine mutige Journalistin, die anderen ein trojanisches Pferd der Konservativen. Es ist ein bisschen wie in einem Sketch von Loriot: Zwei Nachbarn, der eine mit dem Besen in der Hand, der andere mit Blumenvase im Arm, und beide schreien: „Sie haben angefangen!“ – und keiner merkt, dass es gar nichts zu schreien gibt.

Die Politik hat längst Witterung aufgenommen. Ministerpräsidenten sagen Termine ab, Bundestagsabgeordnete sprechen von Skandal, und plötzlich wird die alte Frage neu gestellt: Wozu zahlen wir eigentlich diese Gebühren? Es ist wie bei einer Vereinsversammlung, bei der plötzlich auffällt, dass der Schatzmeister seit Jahren die Kasse zur Finanzierung seines Hobbys nutzt – und alle Mitglieder brav weiter überweisen. Nur dass es hier nicht um einen Kaninchenzüchterverein geht, sondern um ein Milliardenimperium mit Intendantengehalt in Höhe der Vergütung des Bundeskanzlers – oder vielleicht sogar höher?

Manch einer fordert nun zu Recht: Der ÖRR solle endlich Vielfalt zulassen. Das klingt wie die Bitte an einen eingefleischten Junggesellen, er möge doch auch eine Zahnbürste für eine Freundin bereithalten. Natürlich kann er das tun, aber innerlich weiß er, dass er sich dabei verarscht fühlen würde. Vielfalt ist im Rundfunkkosmos aktuell nur eine Art Deko: hübsch im Leitbild, aber bitte nicht im Programm.

Das Publikum bestellt Braten, serviert wird Linsenbrei

Das Publikum indes, eigentlicher Geldgeber, schaut diesem Theater zu wie einem schlecht inszenierten Drama. Man lacht nicht, man weint nicht – man steht da mit offenem Munde. Und doch wächst der Groll. Denn die Menschen wissen sehr wohl, dass man ihnen eine Rechnung präsentiert für ein Menü, das sie nicht bestellt haben. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Restaurant, bestellen Schweinebraten, und der Kellner bringt Ihnen einen veganen Linseneintopf mit den Worten: „Das ist gesünder für Sie.“ Würden Sie den ohne Widerworte essen? Oder würden Sie den Kellner fragen, ob er eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat?

Die Cancel Culture beim NDR folgt genau diesem Prinzip: Man glaubt besser zu wissen, was für den Bürger gut ist. Und wenn der Bürger es anders sieht, dann liegt das nur daran, dass er noch nicht richtig „transformiert“ wurde. Da hilft nur, ihn täglich mit den gleichen Narrativen zu drangsalieren, bis er endlich begreift. Wenn er dann noch immer nicht begreift, kann man immer noch behaupten, er sei wohl ein bisschen oder ganz „rechtsextrem“.

Es ist immer dasselbe Spiel vom pädagogischen Zeigefinger, der sich als journalistischer Auftrag tarnt. Einst wollte und sollte man die Menschen bilden, seit Jahren will man sie umerziehen. Früher gab es Sendungen, die unterschiedliche Sichtweisen boten, heute gibt es Belehrungen, die Information nur vorgaukeln. Ein konservatives ZDF-Magazin, wie einst mit Gerhard Löwenthal, wäre angesichts des Umgangs mit Julia Ruhs heute undenkbar. Der ÖRR empfindet sich heute eher als Oberlehrer, der den Bürgern erklärt, wie sie den Müll richtig trennen – auch den im Kopf.

Vielfalt? Nur auf dem Papier

Dabei wäre die Lösung so einfach. Man bräuchte gar keinen großen Umbau, keine Revolution, keinen Sturm auf die Funkhäuser. Man müsste nur eines tun: den Mut haben, Meinungsvielfalt zuzulassen. 

Die Causa Julia Ruhs zeigt in aller Deutlichkeit, dass der ÖRR nicht etwa an zu wenigen Gebühren leidet, sondern an zu viel ideologischer Inzucht. Wenn 90 Prozent der ARD-Volontäre dieselbe politische Haltung teilen, dann ist das nicht Vielfalt, sondern eine Casting-Show für Gleichgesinnte. 

Und so drehen sich die Anstalten im Kreis, zufrieden in der eigenen Blase. Der Bürger draußen aber denkt sich: „Vielleicht wäre so ein Watch Dog für den ÖRR doch eine gute Idee.“ Einer, der endlich bellt, wenn man wieder versucht, andere Stimmen als die gewünschten vom Hof zu jagen. Einer, der nicht aufs Parteibuch, sondern auf den vereinbarten Auftrag schaut. Und einer, der keine Angst hat, auch mal deutlich ins Mikrofon zu knurren.

Wenn der Rundfunk sich selbst cancelt

Die Cancel Culture beim NDR ist ein Symptom, nicht die Krankheit selbst. Sie zeigt, wie weit sich der ÖRR von seinem Auftrag entfernt hat. Man muss sich fragen: Wer wird hier cancelt wirklich gecancelt? Eine erwünschte Moderatorin, die Fakten einmal anders präsentiert? Oder am Ende der ÖRR sich selbst, indem man die letzten Zuschauer vergrault, die noch an das Ideal der Vielfalt glaubten?

Vielleicht, so könnte man spöttisch hoffen, wird es eines Tages eine Sondersendung geben: „Klar – die interne Aufarbeitung“. Moderator: ein Hund. Begleitmusik: ein sarkastisches Bellen. Gäste: jene Intendanten, die erklären, warum man ausgerechnet die Stimme der Mehrheit für unzumutbar hält. Und irgendwo im Hintergrund sitzt Loriot, schubst eine Ente in der Badewanne und murmelt: „Ach was.“

Epilog – Friedrichs, der Hund und die drei Meinungsfreunde

Eine Posse, die man nur noch mit Galgenhumor ertragen kann. Der NDR verwechselt offenbar Unabhängigkeit mit Einseitigkeit – und verkauft das als Haltung. Da bleibt nur die alte Weisheit von Hanns-Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten.“ Es ist ein Satz, der so schlicht wie genial ist, und man möchte ihn den strammen Ideologen des NDR am liebsten in großen Lettern über die Eingangstür meißeln. Nicht nur als Mahnung, sondern auch als dringend empfohlene Gebrauchsanweisung.

Doch was geschieht stattdessen? Man macht sich gemein – nicht nur mit einer Sache, sondern gleich mit einer ganzen Haltung. Ideologie als Dienstanweisung, Gesinnung als Programmplan. Während Friedrichs im Grab wohl die Decke über den Kopf zieht, spielen Georg Restle, Anja Reschke und Dunja Hayali „Die Drei von der Gesinnungsstelle“, die abends das Publikum in die „richtige Richtung“ schubsen wollen. Man fühlt sich weniger vom Geist der Aufklärung umfangen als von der unsanften Hand eines Politoffiziers erfasst, der dem Publikum erklärt, wie man korrekt denkt und spricht – inklusive pädagogischer Ohrfeige, wenn man aus der Reihe tanzt.

So bleibt die Hoffnung, dass der Ruf nach Ausgewogenheit lauter wird als die Chöre der Selbstgerechtigkeit. Vielleicht wird man eines Tages beim NDR entdecken, dass Vielfalt mehr bedeutet als das monotone Echo der eigenen Blase. Vielleicht wird man irgendwann erkennen, dass Cancel Culture die schlechteste Form der Konfliktlösung ist – gleich nach dem Stromausfall in der Live-Sendung wegen Dunkelflaute. Am Ende cancelt sich der der öffenlich-rechtliche Rundfunk selbst – und das wäre die erste wirklich ausgewogene Entscheidung seit langem.

Bis dahin bleibt uns nur der bissige Blick und die glühende Feder der Satire.


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Positionspapier: Einen Watch Dog für den ÖRR

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