Autor: Kurt O. Wörl
Die meisten Menschen scheitern am Glück nicht, weil es unerreichbar wäre – sondern weil sie die falsche Strategie verfolgen. Sie addieren, statt zu subtrahieren. Vielleicht liegt das nicht daran, dass das Glück so schwer zu finden wäre, sondern daran, dass wir an der falschen Stelle suchen. Der Weg zu innerer Zufriedenheit führt nicht über immer mehr Besitz, Erlebnisse oder Anerkennung. Er beginnt dort, wo wir den Mut finden, uns von dem zu lösen, was uns unglücklich macht. Glück ist nicht das Ergebnis von Addition – sondern von Subtraktion.
Vom mühseligen Streben nach dem Glück
Die meisten Menschen dürften aus eigener Erfahrung wissen, dass das verbissene Streben nach Glück weit häufiger scheitert als gelingt – und selbst dort, wo es gelingt, sich selten als lohnend erweist. Und sollte man jenem idealisierten Zustand des „Glücklichseins“ tatsächlich einmal nahekommen, so erweist er sich in der Regel als flüchtiger Moment, nicht als dauerhafter Zustand.
Die Suche nach dem Glück gleicht einem umständlichen Additionsverfahren: Man reiht Handlung an Handlung, Erlebnis an Erlebnis, immer in der Hoffnung, der Summe möge am Ende ein erfülltes Leben entspringen.
Das Additionsprinzip des Glücks – und seine Tücken
Der eine setzt auf das große Los im Lotto, der nächste probiert sein Glück im Kasino. Andere treiben exzessiv Sport, jagen Endorphinausschüttungen oder schleppen sich auf Berggipfel, als liege das Glück in der Höhe. Ich selbst kenne Momente des Glücks im Segelflugzeug – zumindest so lange die Thermik hält und ich nicht auf irgendeinem Acker unfreiwillig zur Landung gezwungen werde.
Viele glauben, das Glück in einer Partnerschaft zu finden – und unter allen additiven Methoden hat diese wohl tatsächlich die größten Chancen. Doch auch hier bleibt man nicht vor Enttäuschungen verschont: Am Ende kann es geschehen, dass man statt eines Lebensglücks lediglich auf eine keifende Xanthippe oder einen selbstherrlichen Tyrannen trifft, die einem das Dasein gründlich verhageln.
All diese additiven Methoden erzeugen nach meiner Beobachtung höchstens ein vorübergehendes Hochgefühl, einen flüchtigen Moment der Euphorie – mehr nicht. Doch darf man solche kurzen Ausschläge der Stimmung wirklich „Glück“ nennen? Ich meine entschieden: nein.
Zwischen Hochgefühl und wahrer Zufriedenheit
Zwischen einem vorübergehenden Rauschzustand – etwa nach einem Lottogewinn – und dem, was man mit Recht „Glück“ nennen könnte, besteht ein grundlegender Unterschied. Nicht selten führt gerade der große Geldsegen am Ende zu Verdruss, innerer Leere oder gar existenzieller Zerstörung. Glück sieht anders aus.
Glück, so wie ich es verstehe, ist kein kurzer Ausbruch von Euphorie, sondern ein dauerhaft tragfähiger Zustand innerer Zufriedenheit und seelischer Ausgeglichenheit. Und ich bin mir sicher: Ein solcher Zustand lässt sich mit additiven Methoden nicht erreichen. Er entsteht nicht durch das Anhäufen von Erlebnissen, Besitz oder Erfolgen. Warum also nicht einen anderen Weg einschlagen – den entgegengesetzten? Statt durch Hinzufügen zu wachsen, sollten wir es einmal mit Reduktion versuchen. Ein anschauliches Bild dafür lieferte niemand Geringerer als Michelangelo, jenes universelle Genie der Renaissance.
Michelangelos Lektion – das Glück der Subtraktion
Von Michelangelo wird folgende Begebenheit überliefert: Als zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Florenz seine monumentale Statue des „David“ enthüllt wurde, fragte man ihn ehrfürchtig, wie es ihm gelungen sei, aus einem rohen Marmorblock ein derart vollkommenes Kunstwerk zu erschaffen. Seine Antwort war ebenso schlicht wie tiefsinnig:
„Ach die Statue war doch schon immer im Marmorblock vorhanden. Meine Arbeit beschränkte sich ja darauf, alles wegzuschlagen, was nicht zur Statue gehörte.“
Michelangelos künstlerisches Verfahren – und das der Bildhauer insgesamt – folgt dem Prinzip der Subtraktion: Die Schönheit entsteht nicht durch Hinzufügen von Material, wie etwa beim Modellieren in Ton, sondern durch das Entfernen des Überflüssigen. Die Form wird nicht geschaffen, sie wird freigelegt – Stück für Stück enthüllt aus dem, was sie bislang umhüllt und verdeckt hat.
Den rauen Stein behauen – ein Bild des Lebens
Freimaurern ist dieses subtraktive Prinzip vertraut. Sie arbeiten – sinnbildlich gesprochen – an ihrem „rauen Stein“, dem Sinnbild des rohen, nicht kultivierten Menschen. Durch bewusste Arbeit an sich selbst entfernen sie allmählich das, was nicht zu ihrer besseren, wahren Natur gehört – zu jenem Ideal, das sie den „Emerek“ nennen: den wahrhaftigen, gereiften Menschen.
Auch unser eigenes Leben lässt sich – sofern wir es bewusst in die Hand nehmen – nach demselben Prinzip formen wie Michelangelos David. Wenn wir unser Dasein als Rohblock begreifen, in dem die wahre Gestalt bereits angelegt ist, dann haben wir die Möglichkeit, unser Wesen Schritt für Schritt zu befreien. Indem wir entfernen, was uns beschwert oder verzerrt, schaffen wir Raum für das Eigentliche – und nur so kann sich unser Leben zu etwas entwickeln, das man ohne Übertreibung „schön“ nennen darf.
Das Wahre, das Schöne, das Gute – und das Glück
Ich bin mir sicher, dass wir dem Wahren, dem Schönen und dem Guten nur dann wirklich näherkommen, wenn wir uns ernsthaft darum bemühen, alles von uns abzustreifen, was diesen hohen Zielen im Wege steht. Das gilt in gleicher Weise auch für das Glück: Es lässt sich nicht herbeizwingen – wohl aber sichtbar werden, wenn man konsequent entfernt, was es verdeckt.
Das Wahre wird erkennbar, indem wir dem Unwahren entgegentreten. Das Schöne entfaltet sich, je mehr wir das Hässliche aus unserem Denken und Handeln zurückdrängen.
An der Kathedrale von Saint-Étienne in Metz sind jene sieben Hindernisse dargestellt, die den Menschen für den Weg der inneren Entwicklung untauglich machen: Treulosigkeit, Zorn, Selbsthass und Selbstzerstörung, Neid und Geiz, Narzissmus, Feigheit und Selbsttäuschung. Dort wird auch der Götzendienst als weiteres Hemmnis genannt – und der Götzendienst heutzutage ist der Konsum.
Erst wenn wir uns mit diesen inneren Widerständen auseinandergesetzt haben, können wir – bildlich gesprochen – den Schritt vom verdorrten zum blühenden Baum vollziehen.
Auch das Gute wird für uns nur in dem Maße erfahrbar, wie wir uns von der Bosheit lossagen und ihr – wo immer sie uns begegnet, auch in uns selbst – entschlossen entgegentreten.
Und für jenen Zustand, den wir Glück nennen, bedarf es im Grunde nicht viel mehr, als sich – wo immer es möglich und verantwortbar ist – konsequent von allem fernzuhalten, was uns nachweislich unglücklich macht. Diesen Gedanken möchte ich näher erläutern:
Die Kunst des Weglassens
Fragt man Menschen, was das Wahre, das Schöne, das Gute oder gar das Glück sei, bleiben die meisten eine präzise Antwort schuldig. Stattdessen flüchten sie sich häufig in die Beschreibung einzelner Glücksmomente – etwa eines Lotteriegewinns oder anderer Zufallserfolge –, ohne dabei das Wesen des Glücks wirklich zu erfassen.
Doch merkwürdigerweise kann fast jeder mühelos aufzählen, was er unter Unwahrheit, Hässlichkeit, Bosheit und Unglück versteht. Die Ideale offenbaren sich offenbar nicht durch abstrakte Definitionen, sondern werden sichtbar, sobald man sie von ihrem Gegenteil befreit.
Das Wahre ist nur dann wahr, wenn es frei von Lüge ist. Das Schöne kann nur schön sein, wenn es nicht durch das Entstellende unschön wird. Das Gute tritt erst in Erscheinung, wenn jede Spur von Bosheit daraus verschwunden ist. Und ebenso verhält es sich mit dem Glück: Es ist kein kurzer emotionaler Höhenflug, sondern der Zustand eines Lebens, das von dem befreit ist, was uns fortgesetzt belastet. Dazu gehören auch Menschen, die uns permanent mit Lärm, Streitlust und Unfrieden behelligen – ich meide solche Zeitgenossen nach Kräften.
Dennoch streben die wenigsten Menschen danach, sich vom Unglück wirklich zu befreien. Stattdessen jagen sie beharrlich flüchtigen Glücksmomenten hinterher. Und genau dieses Streben – besser: diese Sehnsucht – ist es, von der unsere modernen Konsumtempel leben.
Konsumtempel und Ersatzglück
Gewiss, ich freue mich auch, wenn ich mir eine neue Kamera gönne und sie bei einem ersten Shooting ausprobiere. Ebenso kennt man das kleine Hochgefühl beim Einsteigen in ein neues Auto und der ersten Fahrt damit ins Blaue. Und ja – manch eine Dame scheint tatsächlich auf einer Wolke zu schweben, sobald ein neues Paar Schuhe die Tüte verlässt; manche suchen dieses kurzlebige Glück sogar mit erstaunlicher Verlässlichkeit im nächsten Schuhladen. Die Werbung liefert dazu das passende Begleitprogramm: Sie hält unsere Glücksjagd am Laufen, selbst wenn sie längst zu ermüden droht – raffiniert, psychologisch präzise und allgegenwärtig.
Die raffinierte Industrie der Unzufriedenheit
Der Marlboro-Mann atmet Freiheit, SUVs sieht man in der Werbung nie durch den Berufsverkehr schleichen, stehen nie im Stau auf der Autobahn, sondern gleiten ausschließlich durch herrliche Landschaften und menschenleere Bergwelten. Eine simple Feuchtigkeitscreme soll angeblich die Zeit aufhalten und uns um Jahre jünger erscheinen lassen. Die Botschaft ist immer dieselbe: Kauf dir das Glück – kauf es sofort, es wird bequem geliefert. Man kennt die dazugehörigen Bilder: kreischende Freude beim Auspacken einer Schuhlieferung von Zalando, die Illusion von Abenteuer beim Zugreifen nach einer Zigarette, das Versprechen eines neuen Lebensgefühls in einer Parfumflasche. Eine perfekte Win-Win-Situation – vor allem für jene, die daran verdienen. Denn Konsumglück sorgt zuverlässig dafür, dass zumindest die Investoren glücklich bleiben.
Doch das vermeintliche Glück verfliegt schneller, als der Karton der Neuanschaffung im Altpapier landet: Schon wenige Monate später gibt es eine noch neuere, noch bessere Kamera, ein noch begehrenswerteres Auto, noch elegantere Kleidung – und so dreht sich das Rad der Begehrlichkeiten endlos weiter.
Doch in Wahrheit verhält es sich ganz anders: Keine Zigarette dieser Welt lässt Milch und Honig durch unsere Adern fließen, und das Lebensgefühl eines Cowboys in der Abendsonne Nevadas stellt sich beim Rauchen ebenfalls nicht ein. Auch die teuerste Feuchtigkeitscreme wird die Spuren eines gelebten Lebens nicht aus unserem Gesicht radieren – doch keine Sorge, die nächste Wunderformel steht gewiss bald in den Regalen.
Und weil viele es nicht besser wissen, rennen sie weiterhin dem käuflichen Glück hinterher: der neuen Spielkonsole, dem noch größeren Fernseher, dem nächsten technischen Spielzeug. Doch all dieser Tand verschafft bestenfalls kurze Reize, niemals aber dauerhaftes Glück – und er soll es auch gar nicht. Im Gegenteil: Unsere durchökonomisierte Welt lebt davon, den Menschen gezielt in einem Zustand der Unzufriedenheit zu halten. Nur wer sich als unvollständig empfindet, konsumiert. Für die Industrie ist das ein glänzendes Geschäftsmodell – für unsere begrenzte Lebenszeit jedoch eine Tragödie.
Zufriedenheit statt Jagd nach dem Glück
Wie also lässt sich ein Leben jenseits dieses Konsumrausches führen – ein Leben, das man in seiner Gesamtheit als gelungen bezeichnen kann, geprägt von Zufriedenheit und einem stillen, tragfähigen Glück?
Beginnen wir doch mit einem schlichten Ziel: Streben wir nicht nach immer neuem Glück, sondern nach mehr Zufriedenheit. Es wird immer Menschen geben, denen das Leben großzügiger begegnet – ebenso wie solche, denen es härter zusetzt als uns. Entscheidend ist nicht der Vergleich. Nichts macht unglücklicher, als der Vergleich unseres Lebens mit jenem anderer. Der Ausgangspunkt ist von Bedeutung: Wir müssen dort beginnen, wo das Leben uns hingestellt hat.
Das Glück der Begrenzung
Streben wir nicht nach abstrakten Idealen, die wir kaum zu definieren vermögen – nähern wir uns dem Wahren, indem wir das Unwahre meiden und ihm entgegentreten. Das Wahre zeigt sich nicht in Worten, sondern durch Haltung.
Bemühen wir uns um das Schöne, indem wir das Hässliche – in uns selbst wie auch in der Welt – nicht weiter nähren, sondern ihm bewusst mit Menschlichkeit und Liebe begegnen. Das Wort „hässlich“ trägt nicht zufällig den „Hass“ bereits in sich.
Streben wir nach dem Guten, indem wir uns nicht von Bosheit, Niedertracht oder Intrige anstecken lassen und – so schwer es manchmal fallen mag – selbst konsequent darauf verzichten.
Wenn wir einsehen, dass ein angestrebtes Ziel außer Reichweite liegt, sollten wir uns ehrlich von ihm lösen und uns ein neues setzen, das unserem Leben wirklich entspricht. Erreichbare Ziele schenken Zufriedenheit; das Unerreichbare dagegen hält uns unweigerlich im Zustand des Mangels und der Unruhe fest.
Leben wir nicht in Gedanken in der Vergangenheit. Sie ist wie sie war, wir können sie ohnehin nicht ändern. Quälen wir uns nicht mit Sorgen um die Zukunft – niemand weiß, was sie für uns bereithält, und sie lässt sich nicht durch noch so viel Grübeln beeinflussen. Konzentrieren wir uns stattdessen auf die Gegenwart – sie ist die einzige Zeit, die wir wirklich aktiv selbst gestalten können.
Wie bereits erwähnt: Was uns dauerhaft glücklich macht, wissen wir selten – doch was uns unglücklich macht, können wir fast immer mit erschreckender Genauigkeit benennen.
Das Maß des Menschlichen
Auch Aristoteles hat sich in einem seiner Traktate mit dem Glück befasst. Er schreibt, dass Großzügigkeit zu weit größerer Zufriedenheit führt als Geiz, Habgier oder Verschwendung. Und tatsächlich: Menschen, die sich altruistisch anderen zuwenden, strahlen fast immer eine tiefe Gelassenheit aus. Albert Schweitzer ist mir dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Ganz anders dagegen die Feudalisten unserer Zeit: Wohlhabend vielleicht, doch innerlich gehetzt, angstvoll und vom Gedanken an Verlust beherrscht – manche leiden buchstäblich körperlich unter der Sorge, etwas von ihrem Vermögen einzubüßen.
Frieden durch Vermeidung des Krieges
Ich will keineswegs behaupten, dass die Strategie der Vermeidung von Unglück jedem ein überschäumendes Glück bescheren wird – dazu sind wir Menschen zu verschieden. Aber wie beim Frieden gilt auch hier: Frieden ist nichts anderes als die Abwesenheit von Krieg. Man kann ihn nicht erschaffen, ohne den Krieg zu beenden – man muss ihn subtrahieren. Und das gilt ebenso für das persönliche Leben: Beginnen wir doch damit, zunächst die kleinen Kriege des Alltags beizulegen, die stillen Konflikte, die uns zermürben. Wo es uns gelingt, Ärger, Frust und Unbehagen bewusst zu meiden – so gut es eben geht –, dort wächst zumindest die Chance auf ein Leben in Zufriedenheit.
Die stillen Quellen des Glücks
Dann – und nur dann – können uns auch die kleinen additiven Glücksmomente das Leben versüßen: nicht jene des Konsums, sondern jene, die aus der Tiefe kommen – beim Musizieren, in der Malerei, in der Philosophie, in der Welt der Kunst und Kultur. In der schöpferischen Tätigkeit, im offenen Gespräch mit anderen Menschen, im gemeinsamen Lachen – und auch im gemeinsamen Weinen – liegt eine Quelle der Zufriedenheit, die keinen Lottogewinn verlangt.
Schließlich sollten wir der Versuchung widerstehen, das Glück durch das fanatische Verfolgen hoher Ideale erzwingen zu wollen. Denn das Ideal ist zunächst nichts weiter als eine Idee – erstrebenswert vielleicht, doch selten vollständig erreichbar. Es genügt, wenn wir uns redlich auf dem Weg dorthin befinden, damit wir eines Tages mit gutem Gewissen sagen können: Wir haben uns bemüht.
Das Ideal bleibt eine Idee
Zum Schluss sei noch einer zu Wort gelassen, der mit wenigen Versen mehr Wahrheit über das Glück gesagt hat als ganze Bibliotheken von Glücksratgebern. Kurt Tucholsky hat das ewige menschliche „Mehr-Wollen“ in seiner unnachahmlichen Weise entlarvt – und zugleich das Problem unseres Glücksverständnisses auf den Punkt gebracht:
Kurt Tucholsky – Das Ideal
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu seh’n –
aber abends zum Kino hast du’s nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf steh’n,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve –
(und eine fürs Wochenend’, zur Reserve) –
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad – alles lenkste
natürlich selber – das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche – erstes Essen –
alte Weine aus schönem Pokal –
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ’ne Million und ’noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheint’s so, als sei es beschieden
nur pö a pö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehl’n dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer. Tröste dich.
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Dass einer alles hat: das ist selten.
Epilog – Ergo?
Glück ist kein Zustand, den man besitzen kann. Es ist ein Nebeneffekt eines aufgeräumten Lebens. Wir sollten weniger fragen, was uns noch fehlt – sondern mutig entfernen, was uns lähmt. Nicht Addition, sondern Subtraktion führt zur inneren Freiheit.