Autor: Kurt O. Wörl
Dieser Tage titelte SPIEGEL-online “Männerdominanz in der Regierung – Das Berliner Politik-Patriarchat”. Langsam kann ich das Gejammere, Frauen seien “zu wenig an politischer Macht beteiligt” – auch wenn das im Ganzen sehr wohl stimmt – nicht mehr hören.
Aber: Um an politischer Macht beteiligt zu werden, muss man sich doch zu allererst auch beteiligen (wollen). Gerade mal ein Drittel der Mitglieder der SPD sind Frauen und in anderen Parteien wird es wohl kaum recht viel anders aussehen. Woher also leiten dann 33% der Partei-Mitglieder eigentlich ihren Anspruch auf 50% der politischen Mandate in Partei, Parlament und Regierung ab?
Ganz abgesehen davon, dass es völlig nebensächlich ist, welche biologische Ausstattung Politiker zwischen den Beinen von der Natur mitbekommen haben: Listen für Wahlen werden in Parteien (hoffentlich) immer demokratisch erstellt und da hat halt nun mal jedes Mitglied einer Partei bei der Kandidatenkür für jeden Listenplatz nur eine Stimme zu vergeben. Man möge der männlichen Mehrheit in den Parteien bitteschön schlüssige Gründe benennen, warum sie bevorzugt Frauen ihre Stimme geben sollten, nur weil sie Frauen sind. Und wenn Frauen Männer wählen, wären das dann Verräterinnen?
Ich komme von meiner – womöglich antiquierten – Vorstellung, dass allein Wissen, Können und ethische Grundeinstellung für Amtsvergaben maßgeblich sein dürfen, gleich welches Geschlecht geeignete Kandidaten haben, einfach nicht los. Wenn das falsch ist, möge man mich eines besseren belehren. Die feministische Idee der Quotenregelung halte ich jedenfalls nicht nur für erbärmlich sondern für geradezu undemokratisch. Ein Plenum ist nur dann demokratisch, wenn jedes Mitglied eines Gremiums seine Stimme der Person geben kann, die es für das zu wählende Amt für am besten geeignet hält.
Jedenfalls: gemessen an ihrer tatsächlichen Anzahl in Parteien sind Frauen in der aktuellen Bundesregierung sogar eher über- als unterrepräsentiert. Insofern irrt Spiegel-online.
Ich warte nur noch darauf, dass auch noch ein Proporz für die vom neumodischen Genderwahn hinzuerfundenen, virtuellen – angeblich “soziologischen” – Geschlechter (Mann im falschen Körper einer Frau, Frau im falschen Körper eines Mannes,Transgender etc. oder gar noch für die sexuelle Ausrichtung gefordert wird (also “Quoten” für Heteros, Schwule, Lesben, Asexuelle, vielleicht noch BDSM-Liebhaber?).
Da erlaube ich mir doch wirklich den Hinweis, dass Frauen bei weitem nicht so unterrepräsentiert sind als ein anderer, großer Teil der Bevölkerung, welcher an der Machtverteilung überhaupt keinen Anteil hat: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nämlich! Da diese als einzige Bevölkerungsschicht, weil nicht wahlberechtigt, kein wirksames Wählerpotential darstellen, werden sie in der Tagespolitik auch weitgehend ignoriert. Deshalb sieht unsere Familienpolitik auch entsprechend erbärmlich aus, erlauben wir, dass es im angeblich “reichsten Land Europas” Begriffe wie Kinderarmut sowie desolate Schulen mit anachronistischem Lehrplan und preußischem Disziplinierungsunterricht und viel zu wenige Lehrer überhaupt gibt.
Bevor also zufällig als Frau Geborene larmoyant jammern und über ihre tatsächliche Stärke in den Parteien hinaus Ämter fordern, wäre es dringend erforderlich, ein Familienwahlrecht einzuführen. Eltern wählen für ihre Kinder, warum auch nicht? Sie schließen Verträge für ihre Kinder, werden in Haft für von ihren Kindern verursachte Schäden genommen, können sogar bestraft werden, wenn sie ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen, also warum sollten sie nicht bis zur Volljährigkeit auch für ihre Kinder die Stimmabgabe bei Wahlen vornehmen? Ich bin mir sicher: Wir hätten binnen kürzester Zeit eine familien- und damit zugleich auch eine frauenfreundlichere Politik.
Ich denke nämlich, dass nur deshalb zu wenige Frauen in Parteien aktiv sind, weil viele in ihrer Rolle in der Familie so gefordert sind, dass sie für Politik schlicht kein Zeitfenster haben. – DARAN muss zuallererst geschraubt werden! Quoten halte ich für erbärmlich. Sie mögen für Minderheiten noch eine Berechtigung haben, aber Frauen gehören dazu nicht, sie stellen die Mehrheit in der Bevölkerung.
Ich jedenfalls wähle dort, wo ich nicht nur Listen sondern auch Kandidaten wählen kann (bei Kommunalwahlen, Direktkandidaten bei anderen Wahlen z.B.), nur Menschen, welchen ich gute Politik in meinem Sinne zutraue. Ob Mann oder Frau, völlig wurscht. Kann sein, dass ich dann mehr Frauen als Männer oder umgekehrt ankreuze, weil es mich nicht interessiert, welchem Geschlecht gute Politiker angehören.
Ich bleibe dabei: Frau oder Mann zu sein ist weder maßgeblich, noch ein Verdienst, weder ein Gütesiegel noch Kompetenzgarantie. Ich wähle Menschen, keine Geschlechter.