von Kurt O. Wörl
Ja, da haben die über 60% Mitarbeiter des WDR, die sich selbst eine „links-grüne Grundhaltung“ attestieren, wohl ein Fass zu viel aufgemacht. Die Diskussion um den misslungenen „Oma-Song“ (wir berichteten), schlägt hohe Wellten, vor allem nachdem der WDR-Mitarbeiter Danny Hollek meinte, er müsse in der ganzen Aufregung noch einen obendrauf setzen.
Hatte der WDR-Intendant Tom Buhrow noch am Abend des Bekanntwerdens sich für die Veröffentlichung des „Oma-Songs“ ohne Wenn und Aber entschuldigt und ihn als Fehler bezeichnet, schlägt er jetzt relativere Töne an. Statt die Verantwortlichen für den Furor zum Personalgespräch zu bitten, um sie im Vis a Vis auf mehr Sachlichkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu vergattern, stellt er sich jetzt doch schützend vor seine beteiligten Polit-Agitatoren. An die WDR-Mitarbeiter schreibt er:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sie haben es über das Wochenende mitbekommen: Der WDR steht mitten in einer Kontroverse, die inzwischen jedes erträgliche Maß überschreitet. Auslöser war ein Satire-Video von WDR 2, das zugegebenermaßen misslungen war und die Gefühle vieler Menschen verletzt hat. Der Wellenchef und auch ich als gesamtverantwortlicher Intendant haben das öffentlich eingeräumt.
Meinungsmacher nutzen diese Kontroverse nun aber für ihre Zwecke und hetzen gegen den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bei einer Protestaktion vor dem WDR in Köln musste gestern die Polizei rechte und linke Demonstranten voneinander trennen, damit es keine Gewalt gab. WDR-Mitarbeiter*innen erhalten Morddrohungen. Wir bieten diesen Kolleg*innen Personenschutz an und gehen mit allen juristischen Mitteln dagegen vor. Wir werden alles tun, um unsere Mitarbeiter*innen zu schützen.
Gewalt oder die Androhung von Gewalt dürfen nicht unser Miteinander bestimmen. Ein missglücktes Video ist eine Sache, Morddrohungen eine ganz andere. Die Hetze und Verrohung in der Gesellschaft werden uns nicht einschüchtern. Sie bestärken uns darin, zu einem besseren Miteinander in Deutschland beizutragen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Jahreswechsel und Kraft für das neue Jahr.
Herzliche Grüße
Ihr
Tom Buhrow
Buhrow hat zwar sehr recht mit seinen Worten aber mir fehlt in dem Schreiben die unmissverständliche Bitte an die Mitarbeiter, in erkennbar aufgeheizter Situation nicht noch zusätzlich, wie Danny Hollek mit seinem megadoofen Twitter-Beitrag, Öl ins Feuer zu gießen. Wenn Buhrow wirklich an einem „besseren Miteinander in Deutschland“ gelegen ist, wäre das aber unerlässlich.
Und weil Buhrow personelle Konsequenzen für die beteiligten Mitarbeiter unterlässt, bleibe ich auch dabei: Dieser vom WDR ausgelöste Furor war gewollt, war auch Sinn und Zweck der ganzen Aktion. – Nur so, als konzertierte Aktion, ist ja auch das Nachtreten Holleks überhaupt nur zu verstehen. Gut er hat sich nominell inzwischen über Twitter entschuldigt, abnehmen wird ihm das aber niemand, zumal er sein Hassposting nicht gelöscht hat. Ersatzweise schmollt er jetzt ob des errungenen Shitstorms in der Opferrolle. … Der „Arme“!
Aber immerhin, der bisherige Noname ziert nun flächendeckend die Titelseiten im Blätterwald. Das wird sich ganz gewiss nützlich für Holleks Kariere auszahlen. Ein Schelm, wer dabei Schlechtes denkt.
Jedenfalls scheint das Thema noch lange nicht ad acta gelegt, wenn man sich in der Medienlandschaft umsieht:
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Der Tagesspiegel:Journalistenverband fordert Rückendeckung…
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Der Tagesspiegel: Deutsche Umwelthilfe verteidigt WDR-Satire…
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taz: Nennt sich Meinungsfreiheit
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Merkur.de: Morddrohungen nach WDR-Video
Meine Sorge bei dieser Agenda: Dass „rechte“ wie „linke“ Idioten, die Leitmedien nutzend, zunehmend eine Provokation nach der anderen in die Welt setzen, um sich dann gegenseitig erst mit Gewalt zu bedrohen und dann damit zu überziehen. Zimperlich sind beide Lager schon heute wenig. So begann es auch in den 1920er Jahren. Der Untergang der ersten deutschen Demokratie als Folge und das Ergebnis 1945 kennen wir! – Erst floss Blut auf den Straßen, dann im ganzen Land und danach auf der ganzen Welt.
Die friedvolle Zeit danach, ohne dass es an den politischen Rändern nennenswerte Idioten-Ansammlungen gab., war die beste Zeit in unserem Lande, die Zeit einer bürgerlich-friedlichen Republik. Man ist gerade dabei, auch diese Republik wieder zu zerstören.
Es ist die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Das können sie aber nur, wenn sie ihren Mitarbeiterstab frei vor radikalen Kräften halten, egal ob sie sich nun „links“ oder „rechts“ verorten. Dem WDR fällt das offenbar besonders schwer.