gefunden von Kurt O. Wörl
Mir dröhnt es noch in den Ohren, wenn ich an Herbert Grönemeyers „Sportpalastrede“ denke, die sich wie eine Kriegserklärung aus finsteren Zeiten anhörte. Da wirkt es Salbei auf der Seele, wenn Liedermacher Heinz Rudolf Kunze – ebenfalls im Rahmen eines Events in Teltow – in knapp drei Minuten mehr Worte der Weisheit und Vernunft von sich gibt, als die gesamte politische Entourage seit Jahren. Und Grönemeyer sollte sich fragen, ob er nicht statt sich selbst der Spaltung der Gesellschaft hinzugeben von seinem Berufskollegen lernen möchte. – Denn Kunze zeigt: Man kann auch mit Anstand das Richtige sagen:
Zum Mitlesen folgt der Text nach dem Video:
Zum Mitlesen:
„Wir sind die Menschen denen bei dem Wort Volk eher das Wort ‚Pack‘ einfällt, als das Wort ‚Volksgemeinschaft‘.
Wir sind die Menschen, die mit Jimi Hendrix und David Bowie aufgewachsen sind und nicht mit den ‚Finstertaler Zipfellutschern‘ und ‚DJ Hirni‘.
Wir sind die Menschen, die offen sind für die Welt. Nicht offen wie ein Scheuentor, das wäre unklug und würde hier zu einem Bürgerkrieg führen, sondern offen im Sinne von neugierig und gastfreundlich, weil auch wir – überall wo wir nicht zu Hause sind – Gäste sind und uns dem entsprechend zu benehmen haben.
Wir sind die Menschen, die nicht verbockt und miefig unter sich bleiben wollen und weder etwas gegen Fremde haben, die bei uns zu Gast sein wollen noch gegen Fremde die zu uns kommen, um irgendwann nicht mehr Fremde zu sein, sondern zu uns gehören wollen, indem sie alle Spielregeln akzeptieren, die hier bei uns gelten. Weil solche Menschen unser Gemeinwesen bereichern – ob es sich rechnet oder nicht – und nebenbei vor dem Aussterben retten.
Wir sind die Menschen, die zutiefst davon überzeugt sind, dass das beste Heilmittel gegen Enstirnigkeit, Dummheit, Angst und Hass ‚Bildung‘ ist.
Und wir sind entsetzt über die fast schon systematische Verblödung unserer Kinder in den öffentlichen Schulen, an denen leistungsfeindliche, kindungerechte sogenannte Pädagogen den Ton angeben und nicht Lehrer, die diesen Namen verdienen.
Wir sind die Menschen, die sich Sorgen machen um die Zukunft, ABER auch um die Gegenwart. Denn wir haben schon genug Hysterie und Panikmachen und Aufregungsmoden miterlebt: Die 68er, Nachrüstung, Waldsterben, Atomfurcht.
Wir halten nichts von vorwiegend jugendlichen, durchgeknallten Sekten, die sich aufführen wie im finsteren Mittelalter und mit veganem Schaum vor dem Mund am liebsten alle SUV-Fahrer kreuzigen möchten.
Zukunft ja – aber nicht mit tollwütigen Verboten, Reglementierungen und Zwängen, sondern mit kreativen Innovationen und Initiativen.
Wir sind weder Moralpächter und Correctness-Klugscheißer noch rechtsdrehende Ratten für die diesbezüglichen Fänger. Wir sind die Bewohner dieser schönen Gegend. Wir sind die Bürger, wir sind die Menschen.“
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