Data-Mining bei SPIEGEL-Online:

Demokratie – nur eine Gaukelei?

Autor: Kurt O. Wörl

Meine These ist schon länger, dass Demokratie, im Sinne von Volksherrschaft, immer eine Illusion war und wohl auch bleiben wird. Man muss sich die Zielgruppe “das Volk” – sowohl aus der Sicht der Politik als auch aus Sicht der Medien als Meinungsmacher – als eine Art generell dumme, willenlose und daher leicht nach allen Seiten knetbare Masse vorstellen.

Die Kunst ist es, aus dieser Masse eine hinreichend große Teilmenge zu erreichen, welche der eigenen Ideologie folgen mag und bereit ist, die Lizenz zur Machtausübung per Neuwahl zu verleihen. Es sind die – übrigens immer selbsternannten – Eliten, die aus der vermeintlich dumpen Volksmasse den süßen Nektar der Macht ziehen möchten. Vom Grundsatz ist es deshalb völlig gleichgültig, ob das mit Werkzeugen, die sich an Wahrheit und Wirklichkeit orientieren oder mittels Fakenews oder neuerdings sog. “alternativer Fakten” geschieht. Wahrhaftigkeit spielt in der Polik ohnehin keine Rolle. Im Gegenteil. Wahrheit und Wirklichkeit sind sehr sperrig und nicht so einfach in eine Ideologie zu integrieren. Mit Halbwahrheiten, Lügen und sonstigen Fakenews ist das sehr viel einfacher. Oder haben Sie es schon einmal erlebt, dass vor der Wahl gegebene Wahlversprechen nach der Wahl auch wirklich eingelöst wurden? Wurde je ein Wahlprogramm in die Tat umgesetzt?

Natürlich nicht, denn es geht ja nur darum, wer künftig Macht ausüben darf – oder die vorherrschende Meinung durchsetzen darf. Auf diese Weise konnte sogar ein mieser Charakter wie Donald Trump US-Präsident werden.

Wie das Mähen der unbestellten Volkswiese medial funktioniert, hat der bekannte Informatiker David Kriesel in einem Versuch aufgedeckt, ein Versuch, der das Problem “Big Data” und “Vorratsdatenspeicherung” anhand eines systematischen Data-Minings bei der Medienplattform SPIEGEL-Online verdeutlicht.

Kriesel hat seit 2014 fast 100.000 Artikel der Plattform analysiert und fand teilweise Erstaunliches heraus und vor allem wie man aus Rohdaten gesichertes Wissen auch über das Privateste ziehen kann – auch über die bei SPIEGEL-Online tätigen Redakteure.

Der Versuch deckt nämlich gleich zwei interessante aber den meisten sicher unbekannte Tatsachen auf: Einmal, wie man nur anhand von Rohdaten unglaublich viele, sehr persönliche und personenbezogene Informationen ziehen kann. Zum andern deckt Kriesels 60minütiger Vortrag auf, wie raffiniert an der Meinungsbildung der Bevölkerung herummanipuliert wird, z.B. mit welchen Methoden systematisch unbequeme oder nicht gewollte Meinungsäußerungen unterbunden werden usw.

Der Vortrag, der übrigens sehr unterhaltsam und amüsant gestaltet ist, ist überaus sehenswert und vor allem lehrreich.

Titelbild: Free-Lizenz von Gerd Altmann auf Pixabay


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